Britische Künstler haben Hitlers Aquarelle den Eintritt in die Kunstwelt verschafft - und seine Bilder mit Peace-Symbolen versehrt.
Tausende Miniaturmenschen liegen gefoltert zu Bergen aufgetürmt, abgesägte Köpfe hängen wie Lampions in den Bäumen und Skelette lauern im Hinterhalt. Über allem sitzt eine kleine Figur und malt besinnlich ein Aquarell, als bemerke sie das Gräuel nicht. Diese Figur ist Adolf Hitler. Wenige Schritte von der Installation entfernt, in einer der bedeutendsten kommerziellen Galerien für zeitgenössische Kunst, hängen mehrere solcher Aquarelle, gemalt vom Führer persönlich. Was Hitler stets verwehrt blieb - der Eintritt in die Kunstwelt - hat er nun mit Hilfe der britischen Skandalkünstler Jake und Dinos Chapman geschafft.
Regenbögen, leuchtende Sonnen
Die Künstlerbrüder, neben
Damien Hirst Superstars der jungen britischen Kunstszene, haben für ihre
Ausstellung "If Hitler Had Been a Hippy How Happy Would We Be" in der
Londoner White Cube Galerie 13 Aquarelle Hitlers mit Friedenssymbolen
bepinselt. Über der Wiener Karlskirche aus der Hand Hitlers schwebt nun eine
psychodelisch leuchtende Sonne, um Blumenstudien des Diktators ranken sich
Sternchen und über Hitlers Landschaftsbilder spannen sich Regenbogen.
Originalwerke sind von mieser Qualität
Für umgerechnet rund
147.000 Euro hat die Galerie die Werke erworben. Man habe sie dann
"verschönert", wie die Brüder anmerken. Heute sind die Hippie-Hitler-Werke
für 870.000 Euro zu haben. Die Originale seien "fürchterlich" und von mieser
künstlerischer Qualität gewesen, so die Chapmans. "Alles, auf was sie
hindeuten, ist, dass diese Person künstlerisch nicht sehr begabt war", sagte
Jake Chapman. "Sie deuten nicht darauf hin, dass diese Person ein
fürchterlicher Tyrann werden wird."
Hakenkreuz-Motiv
Doch die verfremdeten Hitler-Werke entfalten nur
in Verbindung mit der Installation "Fucking Hell" ihre volle Wirkung. Diese
ist das Nachfolgewerk von "Hell", das 2004 bei einem Brand in der
Saatchi-Sammlung zerstört wurde. Für die neue Installation sind in Form
eines Hakenkreuzes neun Glaskästen angeordnet, in denen die Hölle auf Erden
symbolisiert wird: Zehntausende kleiner Nazisoldaten morden und metzeln; die
Opfer liegen in Konzentrationslagern oder Gräben übereinander, bluten und
sterben. Neben dem malenden Hitler tauchen eine Mini-Anne-Frank und ein
Mini-Stephen-Hawking auf. Der Titel der Schau - deutsch: "Wenn Hitler ein
Hippie gewesen wäre, wie glücklich wären wir heute" - kann da allenfalls
traurig stimmen.
(c) Credit: If Hitler Had Been a Hippy How Happy Would We Be
2008