Würdenträger

"Goldenes Ehrenzeichen" an Harri Stojka

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"Größter Tag meines Lebens", so freute sich der Musiker über die Ehrung.

Im Audienzsaal des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, "dem diese Musik einmal so richtig gut tut", verlieh die scheidende Kulturministerin Claudia Schmied am 30. Oktober dem österreichischen Jazz-Musiker und Gipsy-Soul-Virtuosen Harri Stojka das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich". So würdigte Schmied den 56-Jährigen als "unseren Botschafter der Musik" aber auch als einen "Vertreter der Roma, dessen Stimme in unserer Gesellschaft gehört wird". Harri Stojka zeigte sich sichtlich gerührt: "Heute ist der größte Tag meines Lebens", rief er unter Standing Ovations der zahlreichen Gäste.

Großer Virtuose wurde geehrt
Laudator Frank Hoffmann erinnerte in seinem Streifzug durch das Leben "eines der am meisten bewunderten Virtuosen auf dem europäischen Kontinent" an die von den Nationalsozialisten verübten Massaker an der Volksgruppe der Roma und Sinti, vor denen auch Stojkas Familie nicht verschont blieb. "Doch Traurigkeit ist trotz der Belastung seiner Vorfahren Harris Sache nicht", so Hoffmann, der in seiner Rede auch explizit auf aktuelle Roma-Vertreibungen in Frankreich oder Ungarn verwies. "Daher braucht es mehr denn je Menschen wie Harri Stojka, die den Finger in die Wunde legen." Zwar habe ihn Stojka im Vorfeld der Laudatio gebeten, ihn "keinesfalls als Martin Luther King seines Volkes" zu zeichnen, so Hoffmann. "Aber: würde es mehr Menschen wie ihn geben, würde nicht nach wie vor so viel Unrecht gegen Roma und Sinti geschehen."

Stojka Botschafter Österreichs  
Harri Stojka sei "der lebende Beweis für die Fähigkeit, unterschiedliche Einflüsse in seinem Werk zu vereinen", würdigte Hoffmann den Geehrten als Musiker. "Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der zu Ehrende ein Botschafter Österreichs ist, der in der ganzen Welt verstanden wird. Wir werden von ihm noch viel zu hören bekommen, und es wird unser Leben bereichern." Nachsatz des Weggefährten: "Gratulation zu Deiner Ehrung, jetzt kannst Du endlich auf den Opernball gehen!" Stojka, der mit dem "Hot Club de Vienne" selbst für die musikalische Umrahmung der Verleihung sorgte, betonte in seiner sehr emotionalen, immer wieder von Standing Ovations unterbrochenen Dankesrede, dass es "immer mein Bestreben war, Vollendung auf meinem Instrument zu erlangen, Rom-Musik zu verbreiten und immer gegen Rassismus und Diskriminierung aufzustehen". Die Auszeichnung erfülle ihn mit Stolz, schließlich habe er sich "als kleiner Roma-Junge aus Floridsdorf nie im Leben gedacht, dass ich einmal hier stehen werde", so der Ausgezeichnete, der auch an seine verstorbene Mutter und an seinen seit Jahren im Koma liegenden Vater erinnerte. Die nunmehrige Auszeichnung "zeigt mir, dass meine Arbeit nicht umsonst war, dass meine Arbeit die Menschen berührt und dass sie auch polarisiert." Nicht zuletzt bedankte er sich "beim österreichischen Publikum, das einen kleinen Beitrag dafür leistet, dass ich meine Rechnungen zahlen kann."

 Vom kleinen Roma-Burschen zum gefeierten Musiker
Harri Stojka wurde am 22. Juli 1957 in Wien geboren und entstammt der Lovara-Roma-Dynastie vom Stamm der Bagareschtsch. Seine professionelle Laufbahn startete er bereits 1970 mit der Formation "Jano + Harri Stojka" in der Arena, später stieg er als Bassist in Karl Ratzers Band "Gipsy-Love" ein, in Peter Wolfs "Objektiv Truth Orchestra" profilierte er sich als Gitarrist und gründete schlussendlich 1973 den "Harri Stojka Express". Von 1977 bis 1980 war er Gitarrist in "Novak's Kapelle". Als Schlüsselerlebnis bezeichnet er selbst seinen Auftritt in Montreux 1981 im Rahmen des "Guitar-Summit".

Stojka auf der Bühne

Kommende Woche tritt Stojka erstmals gemeinsam mit dem Autor Doron Rabinovici auf: Im Wiener Musikverein laden die beiden am Donnerstag zu einem "Abend fern der Eintönigkeiten", wenn Rabinovici aus seinen Romanen "Andernorts" und "Suche nach M" sowie teils neue, bisher unveröffentlichte Kurzgeschichten lesen wird. Harri Stojka stellt den Texten die Musik der Lovara Roma gegenüber. Am 27. November zeigt er gemeinsam mit Wolfgang Böck im Radiokulturhaus, "wie gut 'Satire & Jazz' zusammenpassen". Auf dem Programm stehen "skurrile, ironische, zeitkritische Texte des verstorbenen Wiener Szene-Literaten Joe Berger", die auf "meisterhaft gespielten Gipsy Swing" treffen.

Info
"Jenseits von Ohnehin": literarisch-musikalischer Abend mit Harri Stojka und Doron Rabinovici im Musikverein am 7.11., 20 Uhr; "Satire & Jazz": gemeinsames Programm mit Wolfgang Böck im Radiokulturhaus am 27.11., 19.30 Uhr.

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