Sommerszene
Grenzüberschreitende Kunst in Salzburg
14.07.2008
Das Stück "A little tenderness for crying out loud" von Dave St-Pierre wartet mit opulenter erotischer Kulisse auf.
Da stopft sich eine Frau eine Kirschtorte ins Geschlecht und onaniert dabei. Später leckt sie an ihrem Höschen herum, beschimpft das Publikum oder räkelt sich im Eva-Kostüm in einer Wasserpfütze. Splitternackte Männer turnen derweil wie geile Affen kreischend durch das Publikum, um anschließend ihre Allerwertesten weit geöffnet zu Schau zu stellen, animalische Masturbation zu simulieren und künstliches Sperma zu lecken. Am Ende wühlen sich 16 nackte Tänzer und Schauspieler wie bei einer Massenorgie über den Tanzboden und legen sich schlafen, weil Arvo Pärts Klavier- und Cello-Duo "Spiegel im Spiegel" so wunderschön müde macht.
Pornografie?
Alles andere als das. Der kanadische Choreograf und
Regisseur Dave St-Pierre und seine Truppe zeigen mit dem Stück "A
little tenderness for crying out loud" krasse Nacktheit, gespickt mit
tieftrauriger Melancholie und beglückender Poesie. Nacktheit nicht zum
Provozieren des bürgerlichen Anstandsgefühls, sondern als Zeichen
menschlicher Kleinheit, Verletzlichkeit und - zugegeben - auch
triebhaft-lustvoller Lebendigkeit. Tosender Applaus und johlendes Getrampel
des Publikums jedenfalls nach der Österreich-Premiere Abend bei der
Salzburger Sommerszene. Wer Interesse an Grenzerfahrungen im künstlerischen
Bereich hat, ist hier richtig.
Salzburger Sommerszene im Republic, Details zum Programm: 0662 / 84 34 48-0 oder www.sommerszene.net