"Warum sage ich jetzt erst, gealtert und mit letzter Tinte: Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden? Weil gesagt werden muss, was schon morgen zu spät sein könnte" - mit diesen Zeilen eines neuen Gedichts erregt Deutschlands Literaturnobelpreisträger Günter Grass derzeit die Gemüter. Anschlag. Dass er nicht den Iran, sondern Israel als Gefahr für den Weltfrieden bezeichnet, sehen viele Intellektuelle als "Anschlag auf Israels Existenz" - so der Publizist Ralph Giordano. Sein Kollege Henryk M. Broder nennt den Autor einen "Prototypen des gepflegten Antisemiten". Und der Zentralrat der Juden in Deutschland stuft den Text als "aggressives Pamphlet" ein. Aber auch Zustimmung bekommt der 84-jährige Agent Provocateur: "Günter Grass hat recht", betont der Linke-Abgeordnete Wolfgang Gehrcke lakonisch.
Apokalypse Anlass für den lyrisch-politischen Text, der am Mittwoch in der Süddeutschen Zeitung abgedruckt war, ist die geplante Lieferung eines deutschen U-Boots an Israel. Deutschland könne damit "Zulieferer eines Verbrechens" werden, mahnt Grass und beschwört die Apokalypse eines atomaren Erstschlages Israels gegen den Iran.
Rote Linie Für viele hat der als "moralische Instanz" bewertete Günter Grass mit diesen Aussagen eindeutig die rote Linie überschritten. (hir)
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