Im NHM
Dr. Tod zeigt Körperwelten der Tiere
16.11.2010
Gunther von Hagens stellt bis 7.3. im Naturhistorischen Museum aus.
Seine menschlichen Exponate haben vor einigen Jahren stark polarisiert. Nun präsentiert der umstrittene Anatom Gunther von Hagens seine "Körperwelten der Tiere" im Naturhistorischen Museum in Wien. Rund 22 tierische Ganzkörper-Ausstellungsobjekte erschließen ab 17. November die Anatomie ausgewählter Kreaturen. Am Dienstag, 16.11. erläuterte der Wissenschafter bei einer Pressekonferenz in Wien seine Beweggründe: Aufklärung und Bewusstseinsbildung für Umwelt und Mitgeschöpfe.
Plastination
Der 1945 als Gunther Gerhard Liebchen geborene Hochschullehrer perfektioniert seit 1977 das Verfahren der "Plastination", einer Form der Aufbearbeitung und Konservierung von Leichen und Organen. Bekannt wurde der deutsche Unternehmer in erster Linie durch die Plastination menschlicher Leichen, was ihm den Spitznamen "Dr. Tod" einbrachte und ihn ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ließ. Bereits vor elf Jahren gastierte er erfolgreich mit seinen menschlichen Präparaten in Wien; seit 1978 wird in der Walzerstadt auch plastiniert.
Tote Tiere
Diesmal widmet er sich ausgewählten Vertretern der Fauna: Unter anderem sind ein Hai, ein Oktopus, eine Giraffe, ein Bär und ein Gorilla zu studieren - plus 120 unterschiedlichste Präparate, die vor allem einzelne Körperteile zeigen. Als Höhepunkte gelten die weltweit ersten Elefanten-Plastinate
, deren Herstellung Zehntausende Arbeitsstunden benötigte. "Das kann man nur tun, wenn man eine Schraube locker hat", scherzte der Anatom.
Kritik
Pietätlosigkeit und die Verletzung der Menschenwürde werden ihm häufig vorgeworfen. Von Hagens weist dies immer wieder zurück und betont, Einblicke in die Anatomie eines Lebewesen würden keineswegs die Achtung vor selbigem schmälern. Ganz im Gegenteil: Wie er im Gespräch verriet, verzichtet der Mediziner seit der intensiven Beschäftigung mit Tieren völlig auf den Verzehr von Fleisch. Alle plastinierten Lebewesen sind im übrigen eines natürlichen Todes gestorben und wurden gespendet.
Detailvielfalt
Auch im Vorfeld des aktuellen Projekts, das mit der Bundeshaupt die erste Station außerhalb Deutschlands besucht, waren skeptische Stimmen laut geworden. Verstörend und "grauslich" seien die Exponate. Das Naturhistorische Museum empfiehlt allerdings durchaus auch Kindern den Besuch. Die Detailvielfalt der Darstellungen wecke Interesse und beantworte viele Fragen. Jugendliche können die "Körperwelten der Tiere" kostenlos betreten.
Nur ein Mensch dabei
Anders als in den beiden vorangegangenen Ausstellungsorten Neunkirchen und Mannheim ist diesmal ein einzelnes menschliches Exponat dabei. Es habe der Wunsch bestanden, zu Vergleichszwecken nahe dem Gorilla-Männchen einen Homo sapiens aufzustellen, erklärte von Hagens.
Info: "Körperwelten der Tiere" von 17. November 2010 bis 7. März 2011 im NHM. Preis: 16,00 Euro; Studenten 9,00 Euro; Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre: freier Eintritt. Begleitende Lehrer haben freien Eintritt. Weitere Informationen: www.nhm-wien.ac.at