Für den österreichischen Schauspieler Karlheinz Hackl steht fest: Strache sei ein "Wiederbetätiger".
Wir stehen international als die ewig Gestrigen da", ärgert sich Karlheinz Hackl, der im Sommer die Partei "Soziale Kultur Österreichs" (SKÖ) gegründet hat, aber nicht zur Wahl angetreten ist, über "den gewaltigen Rechtsruck". "Das kann uns nicht egal sein", so der Schauspieler. Heinz-Christian Strache habe "jene Labilität und Verführbarkeit der Österreicher instrumentalisiert, die immer da ist". Seiner Meinung nach müssten sich jetzt "alle Parteien zusammensetzen, die noch bei Trost sind und eine Phalanx bilden", meint Hackl, der befürchtet, dass Strache wenn schon nicht Bundeskanzler durchaus Wiener Bürgermeister werden könnte.
In Wien wieder präsent
Mit seiner eigenen Initiative
glaubt er, "ein Zeichen gesetzt zu haben. Ich werde es in Wien wieder
versuchen." Hackl werde zur Gemeinderatswahl in Wien antreten, "so
wie der Strache. Ich will aber nicht Bürgermeister werden." Mit
seiner Kunst wolle er versuchen, Wirtschaft und Kultur zusammenzubringen. "Trotzig
in den Hintergrund zu treten, ist jetzt nicht angesagt."
Strache von gestern
Strache sei "eigentlich
Wiederbetätiger, das ist Leuten offensichtlich wurscht, die 1970 oder 1980
geboren sind", so Hackl. "Im Grunde ist das einer, der angeklagt
werden müsste. Dass diese Fotos 20 Jahre alt sind, ist mir egal."
Er selbst sei nun für eine Dreierkonstellation in einer Koalition. "Es
müssen ja nicht immer nur zwei Parteien sein. Ich hätte nichts dagegen, wenn
die Grünen als Bindeglied für die Jungen in einer rot-schwarzen Regierung
dabei sein würden." Das "Loser-Image" der Grünen sei "blöd,
man muss jetzt über Inhalte nachdenken". Van der Bellen sei
humorvoll, "er sagt was er denkt, man glaubt ihm das auch. Er sucht die
Fehler bei sich, das ist sehr sympathisch." Dass es allerdings nun auch
bei den Grünen eine Obmann-Debatte geben wird, hält er für wahrscheinlich.
Kleines Plus für Haider
Haider, "der sich verdreifacht
hat, ist ein geschickter Politiker", so Hackl, der Kärntner
Landeshauptmann habe sich für die Wähler zum "ruhigen,
besonnenen Staatsmann" entwickelt. Man müsse "noch von Glück
reden, dass er Strache viele Stimmen weggenommen hat". Unerlässlich
seien für Hackl nun personelle Veränderungen bei jeder Partei, um "frisches
Blut zu bringen", wie er sagt. Einen Wechsel an der Parteispitze
prognostiziert er bei der ÖVP und unter Umständen bei den Grünen. Dass das
Liberale Forum, für das er eine Wahlempfehlung abgegeben hatte, den Einzug
ins Parlament nicht geschafft hat, führt er auf den Rücktritt von
LIF-Parteichef Alexander Zach zurück. "Das LIF ist in eine
korrupte Ecke gedrängt worden", meint Hackl. "Es wäre eine
wichtige Farbe für Österreich gewesen."
Was andere Kulturschaffende zur Wahl sagen
Linz09-Intendant
Martin Heller: "Das ist eine Ohrfeige für die bisher regierenden
Parteien SPÖ und ÖVP, die in eineinhalb Jahren ein relativ bemühendes
Schauspiel geboten haben." Er sieht im Ergebnis der Nationalratswahl einen
"unglaublichen Vertrauensverlust in die Politik".
Mit den starken Zugewinnen für FPÖ und BZÖ sei es zwar zu einem "Rechtsrutsch" gekommen, diesen müssen man aber relativieren. Dennoch gehöre alles, was ausländerfeindlich sei, bekämpft, betonte Heller: "Dafür steht auch das Kulturhauptstadtprogramm." In einer derartigen politischen Situation sei es umso wichtiger, im Projekt Linz09 Weltoffenheit zu demonstrieren. Größere Auswirkungen auf das Kulturhauptstadtjahr erwartet der Intendant durch das Wahlergebnis nicht, Budget und Programm seien fixiert. Eine Unsicherheit bleibe aber, so Heller: "Welcher Bundeskanzler wird bei der Eröffnung anwesend sein?"
Regisseur Michael Haneke: "Ich bin deprimiert". Außer diesem Satz wollte er sich jedoch sonst keinerlei Kommentar zum Wahlergebnis entlocken lassen. Haneke arbeitet derzeit in Wien an seinem nächsten Film "Das weiße Band", der im April fertig werden soll. "Gott sei Dank bin ich derzeit nicht im Ausland, denn da müsste ich mich wieder genieren", so der Filmemacher.