Der Wiener Regisseur über Filme & Oscars
Mit dem strengen Schwarz-Weiß-Drama Das weiße Band, einem Film über die Wurzeln des Faschismus, hat Michael Haneke einen Nerv getroffen: Der Film eilt weltweit von Auszeichnung zu Auszeichnung. Nach der Golden-Globes-Nominierung scheint auch der Weg zu den Oscars offen zu sein.
ÖSTERREICH: Was bedeuten Ihnen Preise und Nominierungen?
Michael
Haneke: Preise sind gut, weil sie das Renommée und den Marktwert erhöhen
und so die Produktionsbedingungen für die nächsten Arbeiten verbessern. Das
ist es auch schon. Die Freude ist eine spontane – ich kann danach nicht
lange herumrennen und sagen, ach, ich bin so glücklich.
ÖSTERREICH: Hoffen Sie auf eine Oscar-Nominierung?
Haneke:
Ich lasse mich überraschen. Es ist sinnlos, sich vorher einzukrampfen. Wenn
es passiert, ist es gut – wenn nicht, werden wir auch nicht sterben.
ÖSTERREICH: Mit einem Erfolgsfilm wie Das weiße Band
könnten Sie vermutlich das ganze Jahr von Festival zu Festival fliegen.
Haneke:
Das könnte ich schon seit Jahren, aber ich sage fast alles ab. Mit meinem
ersten Film, Der siebente Kontinent, bin ich wie jeder, der einmal in
diesen Zirkus hineinkommt, ein Jahr lang herumgereist auf der Welt. Alles
war unheimlich nett, aber danach fragte ich mich, was hast du eigentlich
gemacht in dem Jahr, und die Antwort lautete: Gar nichts. Meine Quintessenz:
Das habe ich jetzt genossen, aber das brauche ich nicht mehr. Meine Arbeit
ist es ja nicht, Promotion, sondern Filme zu machen. Und das braucht eine
gewisse Zeit.
ÖSTERREICH: Haben Sie schon ein neues Projekt?
Haneke:
Im Sommer 2010 will ich meinen nächsten Film drehen. Die Schauspieler und
der Termin stehen schon fest – nur: Ich habe das Buch noch nicht geschrieben
(lacht). Ich bin durch die Promotion-Tour für Das weiße Band,
ein bissl in Verzug.
ÖSTERREICH: Worum geht es in dem Film?
Haneke: Um das
Thema Alter. Jean-Louis Trintignant wird die Hauptrolle übernehmen und
Isabelle Huppert spielt seine Tochter. Das ist alles, was bisher fix ist,
weil das Buch noch in den Anfangszügen liegt. Ich freue mich sehr auf
Trintignant, weil er ein Schauspieler ist, den ich immer sehr bewunderte.
Jetzt muss mir nur noch etwas einfallen.