Harald Krassnitzer (49) steht derzeit in Berlin für das ARD-Drama „Am Kreuzweg“ vor der Kamera. Das Interview über Kirche und Karriere.
ÖSTERREICH: Sie schlüpfen für Ihren neuesten Film ins
Pfarrersgewand. Worum geht es in „Am Kreuzweg“?
Harald
Krassnitzer: Um einen Priester, der 20 Jahre eine Doppelleben führt. Er
hat zwei Kinder, die nicht wissen, wer ihr Vater ist. Sie kennen den Pfarrer
als Freund, als guten Onkel, der zwei-, dreimal in der Woche zum Essen
kommt. Eines Tages müssen sie dann zur Kenntnis nehmen, dass er ihr Vater
ist.
ÖSTERREICH: Der Zölibat wurde in den letzten Monaten
wieder heftig diskutiert. Wie stehen Sie selbst dazu?
Krassnitzer:
Das Irritierendste ist die Heimlichtuerei. Eine Institution, die sich auf
die Fahne schreibt, für Wahrheit und Offenheit zu stehen, verliert ihre
Legitimation, wenn sie ihre eigenen Leute in derartige Gewissenskonflikte
bringt und mit Verdrängung und Doppelmoral arbeitet. Das ist bedauerlich.
Denn die Kirche könnte in Zeiten wie diesen eine wichtige Rolle spielen. Was
mich an der aktuellen Diskussion aber auch stört, ist, dass der Zölibat in
unmittelbarem Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen gesehen wird. Das sind
zwei Paar Schuhe.
ÖSTERREICH: Können Sie dennoch
nachvollziehen, dass immer mehr Menschen aus der Kirche austreten?
Krassnitzer:
Absolut. Der Vatikan hat ja mit einigen Aussagen noch zusätzlich Öl ins
Feuer gegossen. Ich selbst bin auch schon lange nicht mehr Mitglied der
Kirche. Man kann gläubig sein ohne die Kirche – wie man auch Sozialdemokrat
sein kann ohne die Sozialdemokratische Partei.
ÖSTERREICH:
Haben Sie im Zug der Drehs Zölibats-
Opfer kennengelernt?
Krassnitzer:
Wir haben eine Beraterin, die früher selbst im Kloster war. Sie kennt zig
betroffene Priester, die aus Angst ihre Partner verschweigen. Es ist schon
verblüffend, dass, wenn man in eine kleine Wunde einsticht, so unglaublich
viel Eiter rauskommt.
ÖSTERREICH: Am 20. Mai startet die
neue „Winzerkönig“-Staffel. Welche Projekte stehen sonst noch an?
Krassnitzer:
Am Kreuzweg drehe ich bis 12. Mai. Am 24. Mai starten wir mit einem neuen
Tatort in Wien und im Anschluss drehen wir einen weiteren in Tirol.
ÖSTERREICH:
Und ein neuer Film mit Ihrer Ehefrau Ann-Kathrin Kramer?
Krassnitzer:
Gerne, aber wir wollen keinen langweiligen Film machen, in dem wir heiraten.
Ein reales Paar, das sich im Film verliebt, da ist mir die Vordergründigkeit
des Marketinggedankens zu nahe.