Musikgigant Nikolaus Harnoncourt ist in drei Programmen zu erleben: Heute liest er die Briefe Leopold Mozarts von den Reisen mit seinem Sohn Wolfgang Amadé; ab Donnerstag dirigiert er Dvořáks Stabat Mater, und von 6.–8. Juli führt er Mozarts Missa longa auf. Danach eröffnet er die Salzburger Festspiele mit Mozarts Zauberflöte.
ÖSTERREICH: Was interessiert Sie an Leopold Mozart? N. Harnoncourt: Er war ein großer Vater und Erzieher, den ich sehr verehre. Man muss sich das so vorstellen: In eine normale bürgerliche Familie wird ein Krokodil hineingeboren. Der Vater Leopold, selbst ein angesehener Musiker, merkt sofort, was los ist, hört auf zu komponieren und widmet sich ganz der Erziehung des Kindes. Der Knabe, der nie eine Schule besucht hat, hatte die höchste Bildung, das kam alles vom Vater.
ÖSTERREICH: Was verbindet Dvořáks „Stabat Mater“ und Mozarts „Missa longa“? Harnoncourt: Beide Werke sind Vulkanausbrüche jugendlichen Genies. Dvořáks Stabat Mater ist Ausdruck tiefster Frömmigkeit, Mozarts Missa longa vermischt die Liturgie mit der musikalischen Form in noch nie da gewesener Weise.
ÖSTERREICH: Warum kehren Sie mit der „Zauberflöte“ auf Originalinstrumenten nach Salzburg zurück? Harnoncourt: Ich wollte Die Zauberflöte noch einmal machen, und zwar mit dem Concentus. Die Zauberflöte ist, wie Hamlet und Mona Lisa, ein Jahrtausendwerk, das größte und rätselhafteste, was es in der Kunst gibt. An der Oberfläche ist Die Zauberflöte in ihrer scheinbaren Einfachheit für jedes Kind verständlich; es ist aber die Einfachheit der allerhöchsten Kunst.
ÖSTERREICH: Salzburg-Intendant Pereira hat mit Rücktritt gedroht, weil ihm vier zusätzliche Millionen für 2013 verweigert werden … Harnoncourt: Für Lärmschutzwände auf der Autobahn werden Hunderte Millionen ausgegeben, und für die Kunst sind vier Millionen zu viel?! Heute wird nur mehr die materielle Existenz gefördert, man glaubt, auf die Kunst verzichten zu können. Das ist ein schrecklicher Trugschluss. Kunst ist die Verbindung zum Göttlichen.
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