Mit 21 Monaten Verspätung ging am Sonntag endlich die deutsche Uraufführung von ''Harry Potter … und das verwunschene Kind'' über die Theater-Bühne. Wir waren in Hamburg live dabei.
In London stieg die Premiere bereits im Sommer 2016 - über drei Millionen Zuseher, ein Dutzend relevanter Preise und mehr als 10 Millionen verkaufte Script-Bücher. Jetzt, nach drei Corona-bedingten Verschiebungen und mit 21 Monaten Verspätung, ging endlich die deutsche Uraufführung über die Bühne: Harry Potter rockt seit Sonntag auch das Theater - und das mit dem Kärntner Markus Schöttl (44) in der Hauptrolle. ÖSTERREICH war bei der Premiere von "Harry Potter … und das verwunschene Kind" in Hamburg am Red Carpet live dabei.
J.K. Rowlings neue Zauberstory setzt 19 Jahre nach dem letzten Buch „… und die Heiligtümer des Todes“ an und wird auf einer um 42 Millionen Euro adaptierten Multimedia-Bühne im Mehr!-Theater inszeniert. Auch mit schwebenden Besen, Menschenverschlingenden Bücherregalen, Wasserbecken und blitzenden Zauberstäben. Großes Kino im einem an die legendäre Londoner Bahnhofs-Halle des Hogwarts Express nachempfundenen Theater-Auditorium.
Zusätzliche Spannung
Potter, den Schöttel zauberhaft spielt, ist ein frustrierter Mitarbeiter im von Hermine (Jilian Anthony, solid) geleiteten Zaubereiministerium, mit Ginny Weasly (Sarah Schütz, zu Mauerblümchenhaft) verheiratet und dreifacher Familien-Vater. Vor allem Sohn Albus (Vincent Lang, der eigentliche Hauptdarsteller) macht Probleme: Aufstand gegen den berühmten Vater („Ich wünschte ich wäre nicht dein Sohn!“), Zuteilung in das der schwarzen Magie zugewandte Schulhaus Slytherin in Hogwarts und dort auch noch Scorpius Malfoy (Matthias Reiser, ein hysterischer Michael-Mittermeier-Abklatsch), den Sohn von Potter-Erzfeind Draco (Alen Hodzovic, martialisch) als besten Freund. Das bringt zusätzliche Spannung.
Gemeinsam mit der kessen Delphi (Kristina Peter, eine Wucht) stiehlt man einen illegalen „Zeitumkehrer" und stellt damit die Zauberwelt komplett auf den Kopf: u.a. eine alternativen Zeitlinie bei der Harry Potter gestorben ist und Lord Voldemort die Welt regiert. Furchterregende fliegende Dementoren und verstörende Reichstag-Symbolik inklusive. 1.673 Besuchern, darunter Dutzenden VIPs wie Barbara Wussow, Franziska Knuppe, Alexander Klaws, Sky du Mont oder Marika Lichter stockte dabei nicht nur wegen der Maskenpflicht der Atem. Die große Pause kam wohlverdient.
Marika Lichter und Barbara Wussow am Red Carpet.
Viele Wow!-Effekte
Im zweiten, düstereren, aber flotteren Teil, des insgesamt weit über fünf-stündigen (!) und von vielen Wow!-Effekten geprägten Stücks, versuchen die nun als Untergrund-Rebellen agierenden Freunde Hermine und Ron (Sebastian Witt, gekünstelt witzig) aus dem Reich der Finsternis mit Hilfe von Severus Snape (Uwe Serafin, souverän) die gewohnte Ordnung wieder herzustellen. Doch Delphi, die sich nach ersten Liebesavancen als geheime und rachsüchtige Tochter von Voldemort entpuppt, funkt mit jeder Menge faulem Zauber mächtig dazwischen: Albus und Scorpius werden in einem Zeitloch gefangen: Halloween 1981, also kurz bevor Voldemort ja die Eltern von Harry Potter tötet.
Ein letzter Zeitsprung von Harry und seinen Verbündeten, zu denen mittlerweile auch Draco gehört, leitet den explosiven Endkampf ein. Zum fast schon kitschigen Finale findet Harry Potter endlich einem Draht zu seinem Sohn. Berechtigte Ovationen!
In Summe mehr als fünf Stunden voller Magie. Auch die der wahren Werte und Freundschaften. Also emotioneller als jeder Film. Der Kärntner Markus Schöttl stellt dabei fast Daniel Radcliffe in den Schatten.
ÖSTERREICH-Redakteur Zeidler bei Potter Premiere