Haydn-Jahr 2009: Nikolaus Harnoncourt leitet die Eröffnung. Der Pultstar dirigiert vier Haydn-Symphonien in Eisenstadt.
Joseph Haydn ist unter den bedeutenden Tonsetzern aller Zeiten der am meisten verkannte und unterschätzte. Der witzigste Komponist der Wiener Klassik hat die Symphonie und das Streichquartett erfunden, seine nach seinem Tod kaum noch gespielten Opern gehören zum Besten, was es damals – zu Lebzeiten des göttlichen Mozart und des Reformators Gluck – im Musiktheater gab.
Jubeljahr
2009 ist nicht nur Purcell-, Händel- und
Mendelssohn-Jahr, sondern auch Haydn-Jahr, in dem des 200. Todestags des
ewig jungen alten Großmeisters aus Rohrau gedacht wird. Eröffnet wird das
Jubeljahr am 31.3 (Haydns Geburtstag) im Haydnsaal des Schlosses Esterházy
in Eisenstadt, wo der sympathische Musikus 24 Jahre den Posten des ersten
Kapellmeisters bekleidet hat, durch den wichtigsten Dirigenten überhaupt:
Nikolaus Harnoncourt, der Erfinder des Originalklangs, musiziert mit seinem
Concentus Musicus vier Symphonien des niederösterreichisch-burgenländischen
Musikgenies: die erste D-Dur, die 59. A-Dur (Feuersymphonie), die 95. c-Moll
und die 100. G-Dur (Militärsymphonie).
Event-Klumpert
„Das Haydn-Jahr wird immer mit dem Mozart-Jahr
verglichen“, feixt der steirische Graf, „da fand man Wohnungen und solche
Kasperliaden; das gibt Mozart her. Man könnte aus Haydn so ein
,Event'-Klumpert gar nicht produzieren, weil er eine ganz andere Figur in
der Weltgeschichte ist.“ Warum Haydns Opern kaum aufgeführt werden, ist ihm
schleierhaft: „Die Staatsoper und die Volksoper haben überhaupt noch nie
eine Haydn-Oper gespielt. Generell muss ich sagen, dass an den Opernhäusern
viel Mist gemacht wird; Gurgel-Akrobatik allein ist zu wenig, ein Stück muss
auch etwas vermitteln.“ Und über die besonderen Qualitäten Haydns sagt er:
„Er hat gestrotzt von Originalität. Er war ein großer Menschenbeobachter und
hat alles in Musik übertragen. Das ist so wie beim Deix, der alles, was er
sieht, in Zeichnungen umsetzt.“
Foto: (c)Marco Borggreve