Der älteste aktive Schauspieler der Welt kann es nicht lassen: Im Sommer steht Johannes "Jopie" Heesters Abend für Abend in Stuttgart auf der Bühne - als Gott.
Der 105-Jährige übernimmt in Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" die Rolle von "Gott dem Herrn".
Das Stück werde von 11. Juni bis 24. Juli täglich (außer sonntags) im Alten Schauspielhaus gezeigt. "Jedermann" wurde kurzfristig noch auf den Spielplan genommen, da die Bühnenfassung des Stücks "Das Leben der Anderen" nicht rechtzeitig fertig geworden sei.
Berufung gegen KZ-Vorwürfe
Heesters war zuletzt in die
Schlagzeilen gekommen, weil er im Gerichtsstreit um einen angeblichen
KZ-Auftritt in Dachau Berufung gegen ein Urteil des Berliner Landgerichts
einlegen will.
Heesters war in dem Urteil mit seiner Klage unterlegen, den Berliner Kabarettautor Volker Kühn entsprechende Behauptungen untersagen zu lassen. Auf seiner Internetseite betonte der 105-jährige Schauspieler, es sei ihm "ein tiefes persönliches Bedürfnis, gegen diese unwahren Behauptungen vorzugehen".
Er bestreite "bis zum heutigen Tage", betonte Heesters, "vor der SS-Wachmannschaft zu deren Unterhaltung gesungen" zu haben. "Ich habe dort nicht gesungen ... Es hat keinen Auftritt von mir in Dachau gegeben." Die von Kühn angeführte "äußerst fragwürdige Zeugenaussage", auf die sich die Urteilsbegründung stütze, könne "definitiv nicht stimmen und beruht vielleicht auf einer falschen Erinnerung", meint der Schauspieler.
"Obwohl es also meiner Meinung nach bis zum heutigen Tag keinen einzigen stichhaltigen Beweis dafür gibt, dass ich an diesem Tag in Dachau aufgetreten bin, dürfte Herr Kühn nach diesem Urteil - sollte es nicht aufgehoben werden - weiterhin behaupten, dass ich dort vor der SS aufgetreten sei. Hiergegen kämpfe ich weiter."
Das Berliner Landgericht hatte erklärt, es sei nicht zu klären gewesen, ob Heesters 1941 tatsächlich vor den SS-Wachmannschaften auftrat. Es gebe aber Anhaltspunkte dafür. Man könne Kühn keinen Vorwurf machen, dass er die Indizien für einen Auftritt Heesters in dieser Weise bewerte. Die Faktenlage lasse es zu.