Premiere
Henning Mankell: Theater in der Fabrik
06.06.2011Schwedischer Star-Autor bei Uraufführung seines Dramas "Doors".
Hier der steirische Türen- und Fensterhersteller Gaulhofer, dort der schwedische Bestsellerautor Henning Mankell, der in seinen Texten oft nachforscht, was sich hinter verschlossenen Türen verbirgt: Aus dieser Begegnung entstand das Theaterprojekt Doors. Henning Mankell im Interview über sein Stück, das mit zwei afrikanischen Darstellern und Schauspiellaien aus der Gaulhofer-Belegschaft realisiert wird.
ÖSTERREICH: Herr Mankell, wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Theaterprojekt?
Henning Mankell: Wir waren vor acht Jahren in Graz, im Rahmen der Kulturhauptstadt 2003, da haben wir Kontakte geknüpft. Vor einem Jahr habe ich Gaulhofer besucht, bin durch die Hallen gegangen und habe gesehen, dass dort Türen und Fenster hergestellt werden. Das war der Ausgangspunkt: Warum nicht mit den Produkten spielen und die Welt der Industrie und des Theaters miteinander konfrontieren?
ÖSTERREICH: Ist es Ihr erstes Projekt dieser Art?
Mankell: Ja, absolut. Ich hoffe, dass auch andere Unternehmer erkennen, wie spannend es ist, Theater in einer Fabrik zu machen. Den Arbeitern gefällt es sehr, es gibt ihnen eine andere Art von Würde.
ÖSTERREICH: Worum geht es in dem Stück?
Mankell: Um das Öffnen und Schließen von Türen – äußeren und inneren – und alles, was sich daraus ergibt. Zum Beispiel hat wohl jeder mindestens einmal in seinem Leben eine Tür aufgemacht, die er besser nicht geöffnet hätte.
ÖSTERREICH: Wie ist das Ensemble zusammengesetzt?
Mankell: Zwei Schauspieler kommen aus Mosambik, die anderen sind Mitarbeiter von Gaulhofer, die vorher nie mit Theater zu tun hatten. Die Interaktion funktioniert sehr gut, alle haben viel Spaß, scheint mir.
ÖSTERREICH: In welcher Sprache wird gespielt?
Mankell: Es ist eine Kakophonie aus Deutsch, Englisch, Ungarisch und afrikanischen Dialekten. Ich habe den Text sehr offen geschrieben.
ÖSTERREICH: Wie beurteilen Sie die Aufstände in Nahost und Nordafrika?
Mankell: Das macht mich sehr froh. Es kommt viel in Bewegung.