Die letzte Staatsopern-Premiere vor dem Sommer: Janáceks „Kátja Kabanová“.
Als Gymnasiast sah Franz Welser-Möst Leos Janáceks Aus einem Totenhaus an der Volksoper. „Das war ein bleibendes Erlebnis“, sagt er. „Ich fühlte mich, als wäre ein Panzer über mich drübergefahren.“
Heute ist er Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper und hat sich vorgenommen, „dem Komponisten auch hierzulande den Stellenwert einzuräumen, den er verdient. Gerade in Österreich, wo ohnehin jeder Zweite tschechische Vorfahren hat, sollte Janácek gepflegt werden.“
Staatsopern-Premiere
Gesagt, getan: Heute dirigiert Welser-Möst die Staatsopern-Premiere von Janáceks Kátja Kabanová. „Dieses Stück ist ein Psychothriller“, bestätigt der Dirigent: Katja leidet unter ihrer tyrannischen Schwiegermutter und dem schwächlichen Ehemann. An der Seite von Boris erhofft sie sich mehr Glück. Doch am Ende sieht Katja den einzigen Ausweg im Suizid.
„Kátja ist eine Träumerin, die an der Realität zerschellt“, interpretiert Welser-Möst. Das klingt fast nach Hitchcock … „Nicht umsonst“, schmunzelt er, „flattern am Ende schwarze Vögel aus Kátjas Grab“.
Bilanz.
Welser-Möst ist seit einem knappen Jahr GMD der Staatsoper. Seine erste Bilanz? „Wir hatten mit Cardillac einen tollen Start. Nur mit den beiden Mozart-Aufführungen, vor allem mit Don Giovanni, hatten wir weniger Glück. Was mir aber besonders wichtig ist – dass neben den Ereignissen à la Anna Bolena das Repertoire blendend funktioniert.“
Und was sagt er zum Einwand, dass zu wenige Regiestars in Wien engagiert würden? „Es ist nicht einfach, bestimmte Regisseure für einen Repertoirebetrieb zu finden. Unlängst sprach ich mit Andrea Breth, aber sie besteht darauf, dass die Sänger in jeder Vorstellung dieselben sein müssen. Was in einem Repertoirebetrieb, wo wir die Stücke mehrere Jahre spielen, kaum möglich ist.“ Mit einem Guru der Regiezunft könnte sich aber bald eine Zusammenarbeit anbahnen: „Ich traf mich mit Peter Stein, das können Sie ruhig schreiben.“ Für welches Projekt? „Es wird keine Traviata sein.“