Nikolaus Harnoncourt dirigiert Beethovens „Schicksalssymphonie“.
Musik. Das nächste musikalische Wochenende in Wien wird von Nikolaus Harnoncourt dominiert. Der größte Dirigent überhaupt, der leider deutlich weniger auftritt als in früheren Jahren, setzt in zwei Konzerten im Goldenen Saal des Musikvereins mit seinem exzeptionellen Concentus Musicus auf historischen Instrumenten seinen gefeierten Beethoven-Zyklus fort.
Programm. Auf dem Programm stehen die 1806 geschriebene romantische 4. Symphonie in B-Dur, die Harnoncourt als „Verbindung von Getrenntem, Zerteiltem und Zerhacktem“ bezeichnet, und die während der Napoleonischen Kriege entstandene, 1808 im Theater an der Wien uraufgeführte titanische Fünfte in c-Moll, die auch „Schicksalssymphonie“ genannt wird.
Agitator. „Diesen Beinamen finde ich ganz falsch, weil Beethovens 5. Symphonie einen ganz anderen Grundtenor hat“, sagt der Großmeister des Originalklangs. „Das ist das erste Werk in der Musik, in dem Agitation künstlerisch ausgewertet wird. Das ist überhaupt nicht schicksalhaft. Beim plötzlichen Einbruch von Open-Air-Instrumenten, Posaunen und Piccoloflöte, befinden wir uns nicht mehr in einem geschlossenen Raum, sondern auf einem offenen Platz, wo der Agitator den Balkon betritt. Die Hörer sind eine Volksmenge, die aufgepeitscht werden soll.“
E. Hirschmann-Altzinger