Operation Walküre
Historisch korrekt, aber Cruise zu klein
19.01.2009
Ein Biograph des historischen Claus Schenk von Stauffenberg bescheinigt dem Film Korrektheit. Der Großneffe wiederum sieht Fehler in der Besetzung.
Cruise als Fehlbesetzung?
Franz von Stauffenberg, Großneffe von
Claus Schenk von Stauffenberg, hat Schauspieler Tom Cruise für seine
Leinwanddarbietung seines Großonkels in dem Film "Operation Walküre",
kritisiert. "Tom Cruise verblasst neben seinen Kollegen", sagte
Franz von Stauffenberg im Interview mit der "Welt am Sonntag". Er
habe kaum Ausdruck, wirke steif, und Humor zeige er auch gar nicht. "Das
Coole fehlt ganz einfach. Insgesamt ist er zu klein", fuhr der
Großneffe des Hitler-Attentäters fort. Er vermisse in der Darstellung
Stauffenbergs auch dessen musisch-empfindsame Seite.
Wichtiger Film
Trotz seiner Kritik hält Franz von Stauffenberg
den Film von Regisseur Bryan Singer für wichtig, weil er die Geschichte
Stauffenbergs einem breiten Publikum vermittle: "Jetzt kennen die Leute
nicht mehr nur Hitler, Boris Becker und Heidi Klum. Das ist doch toll."
Auch sei "Operation Walküre" "nicht schlecht inszeniert"
und insgesamt ein guter Thriller.
Biograph bestätigt historische Korrektheit
Der Historiker
und Stauffenberg-Biograf Peter Hoffmann hat dem US-Thriller "Operation
Walküre" mit Tom Cruise eine weitgehende historische Korrektheit
bescheinigt. "Ich glaube, dass der Film einen Wendepunkt in der
Einschätzung des deutschen Widerstands markiert", sagte der
in Kanada lehrende Wissenschafter in einem Gespräch mit der Deutschen
Presse-Agentur (dpa). "Bisher war die gängige Meinung in den USA, aber
auch in Kanada, dass jeder deutsche Offizier ein Nazi war. Und nun sieht
man, dass ein Offizier nicht unbedingt ein Hitler-Gefolgsmann sein muss,
sondern vielleicht sogar ein Anti-Nazi sein konnte."
Standardwerk zu Stauffenberg
Hoffmann, dessen Biografie des
Hitler-Attentäters Claus Schenk von Stauffenberg als Standardwerk gilt, hat
die Drehbuchautoren bei ihrer Arbeit wissenschaftlich beraten. Er hat den in
Nordamerika bereits im Dezember angelaufenen Film schon dreimal gesehen. "Ich
finde Tom Cruise wirklich überzeugend", sagte er. "Stauffenberg
war immer ein zielgerichteter Mann, offen und ehrlich und energisch, und das
vermittelt Cruise sehr gut."
In Österreich kommt der Film am 23. Jänner in die Kinos.
Fotos: (c) APA