Interview
Hörbiger: „Liebe es, in Wien zu drehen"
12.03.2010
Christiane Hörbiger spricht über die Endlichkeit des Lebens, selbstlose Liebe.
Liebe bis über den Tod hinaus ist das zentrale Thema des neuen Films mit Christiane Hörbiger Der Glücksbringer. Die 71-Jährige spielt darin eine Frau, die an Lungenkrebs erkrankt und vor ihrem Tod noch eine neue Frau für ihren Mann finden will. An Hörbigers Seite sind in der berührenden Geschichte u.a. Muriel Baumeister und Erwin Steinhauer zu sehen. Im Interview sprach die Ausnahmeschauspielerin über den Tod, die große Liebe und die Schönheiten Wiens.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie sich auf die Rolle der krebskranken
Agnes vorbereitet?
Christiane Hörbiger: Lernen, lernen,
lernen. Text lernen ist bei so einer Rolle das A und O. Die anderen Gedanken
kommen in meinem Alter ganz von selbst. Darüber, dass unser Leben endlich
ist. Sogar meines. Dass man Gedanken hat, was wird sein, wenn ich nicht mehr
bin, wie wird die Welt aussehen, wie wird die Familie aussehen. Diese
Gedanken, es wäre furchtbar, wenn ich die in meinem Alter noch nicht
manchmal hätte.
ÖSTERREICH: Wie sind Sie an die medizinische Seite der Rolle
herangegangen?
Hörbiger: Ich habe im Vorfeld bei Ärzten
nachgefragt, aber in diesem speziellen Fall auch bei einem Spezialisten.
Herr Prof. Kürsten kennt sich sehr gut aus damit, wie sich ein Mensch
verhält, wenn er zusätzlich zu einer Lungenkrebskrankheit auch noch eine
Erkältung bekommt. Wie der Mensch, die Stimme reagiert. Das war vor allem in
meinem Fall als Schauspielerin besonders wichtig, wie man die doch
veränderte Stimme halten kann.
ÖSTERREICH: Ist für Sie nachvollziehbar, wie die Frau, die Sie
spielen, tickt?
Hörbiger: Die unbedingte Liebe einer Frau zu
einem jüngeren Mann, die keine Kinder hat und auch so ein elementares
Erlebnis, wie sie es mit diesem Mann hatte, erst spät in ihrem Leben
gefunden hat, dass sie alles tut, damit dieser Mann glücklich zurückbleibt –
das ist für mich auch nachvollziehbar.
ÖSTERREICH: Können Sie den Mann verstehen, der sich eine Frau
suchen lässt?
Hörbiger: Ich glaube ja. Vor allem wird
er der Toten gegenüber kein schlechtes Gewissen haben. Ich kann das
nachvollziehen. Und ich kenne auch ein paar Beispiele, bei denen auch die
Frauen eine neue Partnerin für ihren Mann gesucht haben.
ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass das auch umgekehrt funktionieren
würde? Dass ein Mann für seine Frau jemanden sucht?
Hörbiger:
Das glaube ich weniger. Ich glaube, diese Form der Großzügigkeit würde den
meisten Männern schwer fallen.
ÖSTERREICH: Würden Frauen einen für sie ausgesuchten Partner
akzeptieren?
Hörbiger: Das glaube ich nicht. Frauen suchen
sich ihren Partner schon selbst aus. Die brauchen niemanden dafür.
ÖSTERREICH: Wie empfinden Sie die aktuellen Dreharbeiten in Wien?
Hörbiger:
Ich finde es wunderbar, diesen Stoff in Wien zu drehen. Die Schönheit der
Stadt im Winter, die nichts mit zuckerlrosa Firmungsfiakern zu tun hat oder
mit dem Wien der Fliedersträuße, ist besonders. Ich liebe diese
wunderschönen, fast traurigen Weinberge, über die drüber man dann die
herrliche Stadt sieht, wenn ein bissel der Frühling kommt oder noch einmal
der Schnee und alles verändert. Dieses Wien ist von einer Schönheit, das ist
unglaublich.
ÖSTERREICH: Haben Sie zurzeit auch schon ein neues Projekt in
Planung?
Hörbiger: Ja. Das ist zwar auch nichts Lustiges.
Aber trotzdem eine sehr schöne Geschichte. Da spiele ich eine Trinkerin. Das
wollte ich immer schon einmal machen.