Ethan Hawke

Hollywood-Star lebt wie ein Ritter

23.09.2016

Der Hollywood-Star schrieb einen Ritterroman, der sehr „heutig“ zu lesen ist.

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© Wild Bunch Germany
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Man könnte Ethan Hawkes (Der Club der toten Dichter, Boyhood) jüngstes Buch im schnellen Blick durchaus für eine Bibel halten. Dabei zeigt der grüne Buchdeckel gar kein Kreuz, sondern ein goldenes Schwert. Es ist auch nicht das Wort eines Evangelisten, sondern das eines Hollywood-Stars. Mit Regeln für einen Ritter will Hawke den eigenen Kindern Prinzipien für ein würdevolles Leben an die Hand geben.

»Ich habe immer die Idee des Rittertums geliebt«

Herausgekommen ist ein Büchlein voller Tugenden – etwas Kleines für die Jackentasche namens Alltag. Nach Hin und weg und Aschermittwoch sind die Regeln für einen Ritter Hawkes drittes literarisches Werk. „Ich habe einfach immer die Idee des Rittertums geliebt“, hat der 45-Jährige dem Magazin The New Yorker verraten, als der Titel im Herbst vergangenen Jahres auf Englisch erschien. „Das macht es cool, ein guter Mensch zu sein – oder zumindest das Streben danach.“

Das Buch ist ein Brief des Ritters Sir Thomas Lemuel Hawke, seines Zeichens Vorfahr aus dem britischen Cornwall. „Die Hawkes waren ursprünglich Hawkers, Falkner, die mit Habichten, Falken und anderen Vögeln arbeiteten“, schreibt der Schauspieler im Vorwort, um seinem Brief­roman ein Quäntchen vermeintlicher Wahrheit beizumischen. Sir Thomas will, bevor er in eine Schlacht aufbricht, seine vier Kinder auf ein mögliches Leben ohne den Vater vorbereiten.

 „Meine Frau hat ein Buch über die Erziehung von Stiefkindern gelesen, und darin stand etwas über den Wert von Regeln“, so Hawke. Dann habe er angefangen, einige Leitlinien für seine eigenen Kinder aufzustellen. Mit seiner Frau Ryan hat Hawke zwei kleine Töchter. Seine beiden Kinder aus der früheren Ehe mit Schauspiel-Kollegin Uma Thurman sind bereits Teenager.

»Bleibe beweglich, die Spröden zerbrechen«

Am Ende sind es zwanzig Tugenden geworden – etwa Demut („Du bist nicht besser als irgendein anderer, und niemand ist besser als du“), Gerechtigkeit („Es gibt nur eines, womit ein Ritter keine Geduld und Nachsicht hat: Ungerechtigkeit“) oder Haltung: „Bleibe offen und beweglich, die Spröden zerbrechen“, schreibt der Hollywood-Star.

Besonders gelungen sind dabei Hawkes Parabeln, mit denen er die Werte aus einem philosophischen Überbau in konkrete Gleichnisse überträgt. Etwa wenn im Kapitel ­Vergebung der wütende Sir Thomas seiner Frau den Vorwurf macht, dass sie ­einem hochmütigen Lord ohne Dank über eine Pfütze geholfen habe: „Ich weiß nicht, warum du diesem Gör geholfen hast!“, sagt er. Und sie antwortet: „Ich habe den Jungen schon vor Stunden abgesetzt, aber wie ich sehe, trägst du ihn noch immer mit dir herum.“

Sir Thomas’ Spiegel 
des modernen Tuns

Gerade diese Analogien sind literarisch wunderbar gestaltet. Da macht es gar nichts, dass sie aus anderen Texten zusammengetragen sind. Durch sie werden die Regeln für einen Ritter zu einem Lehrstück, das mehr Sinnbild denn Leitfaden ist. Auch wenn sie augenscheinlich wie Handlungsaufforderungen daherkommen – Sir Thomas’ mittelalterliche Prinzipien sind ein Spiegel des modernen Tuns.

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