"Isch kandidiere"

Horst Schlämmer: Schumi ist Chauffeur

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Hape Kerkeling brilliert in neuer Rolle. Viele Stargäste sind mit dabei

Im Grunde genommen ist es völlig egal, wie der Film geworden ist. Der Erfolg ist Hape Kerkelings neuestem Streich "Horst Schlämmer - Isch kandidiere" wohl schon vor dem Kinostart garantiert. Zu perfekt hatte der Entertainer seine bekannteste Kunstfigur, den "stellvertretenden Chefredakteur" des "Grevenbroicher Tagblatts" Horst Schlämmer, schon vorher als "Kanzlerkandidaten" präsentiert. Die Premiere am Montagabend in Berlin, als Schauspieler, Politiker und sonstige Promis sich dicht an dicht auf dem Roten Teppich am Potsdamer Platz drängten, bot einen Vorgeschmack auf das, was ab Freitag (21. August) wohl auch an den deutschsprachigen Kinokassen los sein wird.

Sehen Sie hier den Teaser zu "Isch kandidiere"

Dabei kann der Film die hohen Erwartung nur selten erfüllen
Zu sehr wirkt "Isch kandidiere" wie eine Aneinanderreihung von Schlämmer-Sketchen denn eine in sich runde Story. Zudem steht und fällt der Humor des Films mit dem Protagonisten, dessen Grunzen und Rülpsen nicht eineinhalb Stunden lang witzig sind. Auch die Parodien auf die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla, deren Rollen Kerkeling mal eben selbst mimt, wirken am Ende wenig originell. Mehr als Anstands-Applaus gab es bei der Premiere für den Film nicht.

Unzählige Gastrollen
Dass nicht alle der unzähligen Gastrollen mit der Komik Schlämmers mithalten können, hat wohl auch Bushido - selbst im Film zu sehen - erkannt. "Der Film war in Teilen recht amüsant", sagte der Berliner Rapper nach der Premiere, aber "der ein oder andere Gast war jetzt nicht der Hit". Mehrere Grevenbroicher Lokalpolitiker, die Grünen Claudia Roth und Cem Özdemir, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), die Vorsitzende der Freien Union und frühere CSU-Rebellin Gabriele Pauli - sie alle kreuzen in den rund eineinhalb Stunden den Weg Schlämmers, ebenso wie die Ballermann-Barden Bernhard Brink und Jürgen Drews sowie die unvermeidliche Kader Loth.

Lustig ist der Film aber vor allem, wenn Schlämmer mit Trenchcoat, Schnappatmung, Herrenhandtäschchen und Doornkaat-Fläschchen nicht Prominente oder Möchtegern-Stars, sondern einfache Leute trifft. Wenn eine aufgebrachte Grevenbroicherin auf dem heimischem Marktplatz lautstark ein Anti-Korruptions-Gesetz im Bundestag fordert und sich auch von den beschwichtigenden Worten Schlämmers nicht beruhigen lässt. Oder zwei sächsische Touristen in Berlin partout das "a" von Schlämmers Wahlslogan "Hasenpower!" nicht artikulieren können.

Der "Bundeshase" soll übrigens als Wappentier anstelle des Adlers eingeführt werden, das steht sogar im Wahlprogramm der "Horst Schlämmer Partei" (HSP). Daneben sollen gratis Sonnenbänke für alle eingerichtet, die Verkehrssünderdatei in Flensburg aufgelöst und Schönheitsoperationen von den Krankenkassen bezahlt werden.

Frei nach dem Motto "Wat die andern nich können, dat kann ich auch!" karikiert Schlämmer die Wahlversprechen der arrivierten Parteien - und scheint dabei einen Nerv zu treffen, denn sogar Politiker springen bereitwillig auf seinen Zug auf. "Er bringt den Frust einer Gesellschaft zum Ausdruck, er provoziert", meinte Linke-Politiker Gregor Gysi, der zwar nicht auf der Leinwand, aber dafür bei der Premiere auf dem Roten Teppich zu sehen war.

CDU-Generalsekretär Pofalla - der echte - fand Schlämmers Aussage in Richtung SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier, nicht vier Millionen Arbeitsplätze zu schaffen, "witzig und aufschlussreich". Auch Grünen-Chef Özdemir, der im Film über eine "Fango-Koalition" mit Schlämmers ocker-farbiger HSP nachdenkt, nutzte die Gelegenheit für einen Seitenhieb: Der Erfolg der Satire Kerkelings sei "nicht wirklich ein Kompliment für die Kollegen der anderen Parteien", welche "Schlaftabletten" verteilten, anstatt Wahlkampf zu betreiben.

Dass in Sachen Werbung kaum einer dem Komiker, Moderator und Bestseller-Autor Kerkeling ("Ich bin dann mal weg") etwas vormachen kann, hat er vor dem Kinostart von "Isch kandidiere" gezeigt. Bis auf wenige Ausschnitte wurde vorab vom Film nichts gezeigt, auch nicht der Presse - die Spannung stieg. Konnte man dabei vermuten, die Filmemacher fürchteten sich vor schlechter Kritik, hieß es offiziell, der Streifen sei noch im Schnitt. Bei einer medienwirksamen Pressekonferenz Anfang August meinte Kerkeling, die Szenen ebenjener "Bundespressekonferenz" müssten noch in den Film eingefügt werden, und deshalb könne er nicht früher gezeigt werden. Am Ende kommt die Pressekonferenz im Film nicht vor.

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