Progressiv
Immendorff-Retrospektive im Essl-Museum
29.01.2008
Jörg Immendorf ist einer der bekanntesten deutschen Nachkriegs-Künstlerpersönlichkeiten: Die Sammlung Essl zeigt jetzt eine Werkschau.
Die Sammlung Essl leuchtet wieder am österreichischen Kulturhimmel: Spätestens seit der Valie-Export-Ausstellung vor ein paar Jahren hat mich die transzendentale Atmosphäre des Gebäudes gefesselt. Weitere besuchte Ausstellungen belegen das Gefühl, dass das Haus mit viel Herz und künstlerisches Einfühlungsvermögen geführt wird, die exqisit ausgewählten Sammlungen tun ihr Übriges: Umso mehr ist es erfreulich, dass das Museum in Klosterneuburg eine Retrospektive Jörg Immendorfs Werke aus eigenen Beständen gestaltet hat, die ab jetzt besichtigt werden kann. Der deutsche Maler Jörg Immendorff ist im Vorjahr verstorben.
Kein Small-Talk
"Es ging immer um existenzielle Fragen, Small
Talk konnte man mit ihm nicht führen", erinnert sich der Museumsleiter Essl
an zahlreiche Gespräche mit dem Künstler. Immendorff war mit dem
Klosterneuburger Sammlerehepaar auch persönlich gut befreundet. So
gestaltete er das großformatige Ölgemälde "In meinem Salon ist Österreich"
für sie. Die vielen zusammengetragenen Werke des Künstlers veranlassten die
Sammlung, dem großen deutschen Nachrkiegsmaler eine Schau zu widmen, den
Schwerpunkt der Ausstellung bilden Zeichnungen und Aquarelle des im Jahr
2007 verstorbenen Künstlers. Titel: "Schau Immendorff - Was uns Malerei
bedeuten kann".
Selbstzerstörerische Ader
Immendorff galt gemeinhin als
Lebenmensch, zeitweilig geriet er mit Drogen und Prostitution in die
Negativmedien. Er liebte das Künstlerleben in vollen Zügen, war aber auch
der Meinung, dass man "in diesem Beruf nur überleben kann, wenn man radikal
gegen sich selbst sei". Diese Umstände der Lebensführung sind vor allem auch
in den Werken der letzten beiden Lebensjahre erkennbar, wo auf
mythologisierende Weise Sterben und Tod thematisiert werden. So auch im 2005
entstandenen Bild "Kampf der Zeit", wo im Hintergrund Immendorff selbst im
Rollstuhl zu erkennen ist. In den beiden letzten, titellosen Werken findet
sich der Künstler als Skelett abgebildet, einmal in Denkerpose inmitten
einer wüstenhaften Landschaft, in der zwei Affen die Kunst zu Grabe tragen,
einmal an einen Bar-Tresen gelehnt, vor sich am rechten Bildrand ein Gast,
der Hitler ähnlich sieht und einen großen gefleckten Hund bei sich hat.
"Schau Immendorff - Was uns Malerei bedeuten kann", 25.01.2008 – 20.04.2008, Essl Museum - Ausstellungshalle, jeden Mittwoch von 18:00 bis 21:00 freier Eintritt! |