Interview

Ioan Holenders stressiger Endspurt

03.05.2010

Holender über Carmen, die Garanca-Absage und sein Comeback als Opernsänger

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© Wiener Staatsoper/Axel Zeininger
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Weltstar Anna Netrebko singt am 3.5. die Micaela in Carmen. Die Titelrolle verkörpert – nach Absage Elina Garancas – Nadia Krasteva. Massimo Giordano ist Don José – zu sehen am Donnerstag in ORF2 (21.05 Uhr). ÖSTERREICH sprach mit Staatsopern-Direktor Holender über Carmen und die Kinderoper Pünktchen und Anton, in der er – nach 42-jähriger Pause! – ab 8.Mai sein Opernsänger-Comeback feiert.

ÖSTERREICH: Heute ist „Carmen“ …
Ioan Holender: Da gab es ja schon genügend Horrormeldungen…

ÖSTERREICH: ... Meldungen über die Absage von Garanca.
Holender: Ich sehe nicht, was das für eine Katastrophe sein soll – statt dem Gigl singt der Gogl.

ÖSTERREICH: Sie selbst sagten, die Absage des Dirigenten Mariss Jansons sei schmerzlich.
Holender: Bei Jansons tut es mir auch sehr leid. Aber dass statt der Garanca die Krasteva singt – da sehe ich wirklich keine Tragödie.

ÖSTERREICH: Die Fans werden die Absage bedauern.
Holender: Ich kommentiere die Absage Garancas nicht… Sie haben ja darüber verschiedene Artikel geschrieben, da soll sich jeder denken, was er will.

ÖSTERREICH: Es gibt das Gerücht, dass Garanca ihren Mann Karel Mark Chichon als Dirigenten haben wollte.
Holender: Dazu habe ich nichts zu sagen.

ÖSTERREICH: Aber zu Krasteva…?
Holender: Sagen wir so: Die Garanca war hier im Ensemble – bis vor Kurzem. Die Krasteva ist im Ensemble. Aber beide sind internationale Sängerinnen. Den einen gefällt diese mehr, den anderen jene. Beide haben Vor- und Nachteile. Natürlich hat die Garanca eine enorme Werbung in den Medien – durch die Konzerte, die sie da überall macht. Die Krasteva macht das nicht. Muss sie auch nicht… Nur, an eines muss ich schon erinnern! Wir haben mit der Garanca ursprünglich vereinbart: Sie macht die Carmen zuerst in Riga und dann – mit einem großen Dirigenten – in Wien. In der Zwischenzeit hat sie’s in London gemacht, hat sie’s in Rom gemacht, hat sie’s an der Met gemacht… Aber, bitte schön … Im Laufe des Lebens verändern sich Dinge. Und es verändern sich Menschen.

ÖSTERREICH: Kurz nach „Carmen“ haben Sie Premiere: Ab Samstag, 8.5. singen Sie in „Pünktchen und Anton“.
Holender: Der Ivan Eröd hat mich gefragt, ob ich den Fabrikanten Pogge singen möchte. Und ich sagte: Wenn das nicht zu viel und nicht zu hoch wird, bitte sehr. Dann kam er damit in mein Büro, und aus einer netten, kleinen Rolle war eine Hauptrolle geworden … Ich komme mir vor wie damals in den Sechzigerjahren am Stadttheater Klagenfurt!

ÖSTERREICH: Das heißt, es reißt Sie derzeit herum.
Holender: Gestern war ich in der Jury bei Domingos Operalia in Mailand. Heute ist Bühnenorchesterprobe Pünktchen, am Abend Carmen mit Fernsehen… Und am Donnerstag ist Meisterschaft WAC.

ÖSTERREICH: Am 20. Juni kommt Ihr Buch heraus.
Holender: Damit wäre ich zwar fertig, aber es passiert ja dauernd etwas … So muss ich jetzt noch die Passage über die Carmen ein bissel umschreiben … Und damit das Leben noch bunter wird, sucht man dann auch noch Gäste für ATV. Diese Sendung mit ihren Zu- und Absagen ist ja nicht so einfach, wie ich gedacht habe. Ich hab’ Wünsche, ATV hat Wünsche, und die Produktionsfirma hat wieder andere Wünsche. Eine gemähte Wiese ist das auch nicht.

„Carmen“, 3.5., 19 Uhr, Staatsoper. „Pünktchen...“, Prem. Sa., 8.Mai.

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