Buch der Woche

J. M. Coetzee: Der Takt der Liebe

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Wie üblich will der Autor auch hier mit besonderen Elementen faszinieren. 

Wie ist das mit dem sich Erinnern, wenn man die Gedanken schweifen lässt zu dem Punkt, an dem man den Menschen, in den man sich verliebt hat, kennengelernt hat? Wann wurde aus einer schlichten Begegnung mehr?

Nobelpreisträger J. M. Coetzee spürt mit seinem feinen Text "Der Pole" auch formell diesen Fragen nach. An die Struktur des Romanes muss man sich ein bisschen gewöhnen: Es sind unterschiedlich kurze Kapitel, oft kleine Betrachtungen, dann wieder längere Zusammenhänge. Doch der Autor lässt uns Leserinnen nicht alleine, sondern führt uns an sie heran. Die Hauptfigur ist ein imposanter Pianist, bereits ergraut, über 70, aber jünger wirkend. Er hält sich in Barcelona auf und Beatriz muss für ihre Freundin als Gastgeberin einspringen, soll ihn herumführen, unterhalten. Beim Abendessen analysiert sie ihn in Gedanken und stellt ihm ein paar Fragen, bei denen er sich ausweichend gibt. Das Treffen endet unaufregend. Während Beatriz noch damit beschäftigt ist, die Begegnung mit ihm zu gewichten, zu überlegen, wie sie ihn als Mann (sehr groß, und zu alt) und Musiker (seine Chopin-Interpretationen sind ihr zu kalt) findet, ist der Maestro bereits verliebt und umwirbt sie

Großer Roman über Leben, Musik & Liebe

Zart. Die Liebesgeschichte gerät fast in den Hintergrund, weil Coetzee die Gedankenwelt von Beatriz und ihre Beobachtungen ins Zentrum rückt. Dieses wenig beseitete Buch ist ein großer Roman über das Leben, die Musik und eben ... Liebe.  

J. M. Coetzee -ein gewissenhafter Zweifler 

"J.M. Coetzees Romane zeichnen sich durch verschlagene Komposition, verdichteten Dialog und analytische Brillanz aus. Aber er ist gleichzeitig ein gewissenhafter Zweifler, schonungslos in seiner Kritik der grausamen Vernunft und der kosmetischen Moral der westlichen Zivilisation." Mit diesen Worten ging 2003 der Nobelpreis an den südafrikanischen Schriftsteller John Maxwell Coetzee. Der 83-Jährige wurde bereits in den 1970er-Jahren bekannt, sein Debüt "Dusklands" auf Anhieb ein Verkaufsschlager. Die Romane des Autors sind eher kurz von den Seiten, doch inhaltlich dicht: In seinem Werk geht es oft um Gesellschaftskritik, es werden soziale Zusammenhänge beleuchtet und die Schicksale der Figuren stehen oft für etwas großes Ganzes.

J. M. Coetzee ist der einzige Autor, der zwei Mal mit dem renommierten Booker-Preis ausgezeichnet wurde. Der Autor setzt sich glühend für Tierrechte ein und lebt als Vegetarier.
 

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