Buch der Woche

Jack Unterweger: Ewig währt die Faszination des Bösen

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Ernst Geiger, damals Chefermittler im Fall Unterweger, schrieb Roman über den Killer 

Jack Unterweger ist zweifelsfrei einer der bekanntesten Verbrecher unseres Landes. Noch zu seinen Lebzeiten, als er nach einer lebenslänglichen Strafe freikam, feierten Austro-Promis den Häfenliteraten als einen Verbrecher, dessen Resozialisierung geklappt hätte. Doch die Morde gingen weiter

Bald ist Unterweger 30 Jahre tot -er beging im April 1994 nach seiner Verurteilung wegen neunfachen Mordes an Prostituierten im Gefängnis Suizid - doch das Interesse an ihm scheint immer noch stark. Nun hat der damalige Chefermittler im Fall, Ernst Geiger, ein Buch über Unterweger verfasst. Mordsmann ist ein Roman, der auf Fakten des Falles basiert.

Chefermittler verfasste Roman mit Fakten

Opfer. Geiger erklärt im Interview mit ÖSTERREICH: "Leserinnen können in einem spannenden Thriller die Geschichte von einem Menschen erfahren, der sich nicht ändern konnte und scheinbar ohne Motiv Frauen ermordete."

Geiger schreibt tatsächlich mitreißend, kommt Unterweger mit seinen Schilderungen sehr nah. Und doch findet sich hier weder Täter-Verklärung, noch wird auf Unterwegers Opfer vergessen.

Geiger: »Unterweger war klein und schmächtig« 

Der Autor im großen ÖSTERREICH-Talk 

ÖSTERREICH: Wie hat Jack Unterweger bei der ersten Begegnung auf Sie gewirkt?

GEIGER: Er hat keinen besonderen Eindruck erweckt, ein eher kleiner, schmächtiger Mann, lediglich seine blauen Augen, mit denen er einen ohne Lidschlag lange anblicken konnte, waren bemerkenswert.

ÖSTERREICH: Woher kam und kommt die große Faszination an Unterweger?

GEIGER: Von seiner Fähigkeit zu manipulieren, das schaffte er bei Künstlern, Intellektuellen, Behörden, aber vor allem bei Frauen.

ÖSTERREICH: Haben Sie eine Theorie, warum manche Menschen zu Verbrechern werden und andere nicht?

GEIGER: Kindheit, ein intaktes Elternhaus, Erziehung, Umgebung haben Einfluss auf die Entwicklung des Menschen. Was letztendlich bewirkt, ob jemand zum Verbrecher wird, ist genauso strittig wie die Frage nach Determinismus und Indeterminismus. Das absolut Böse im Menschen habe ich in meiner Berufslaufbahn auch erlebt.

ÖSTERREICH: Was sagen Sie heute zu den Spekulationen, Unterweger könne es nicht gewesen sein?

GEIGER: Ich bin vom kriminalistischen Standpunkt überzeugt, dass Unterweger 13 Frauen ermordet hat und habe das in dem Buch dargelegt. Noll (Anm. der Red.: hier ist Anwalt Alfred Noll gemeint) widerspricht sich selbst, wenn er sagt, er halte es für sehr wahrscheinlich, dass er es war und auch für sehr wahrscheinlich, dass er es nicht war. Letztendlich hatten die Geschworenen nach einem monatelangen Prozess in 9 von 11 Fällen keinen Zweifel und verurteilten ihn. In 2 Fällen (Schrempf und Prem) sprachen sie ihn nach dem Grundsatz in dubio pro reo frei. In diesen Fällen wurden von den Opfern nur mehr Knochenreste gefunden, und nicht einmal die Todesursache war mehr festzustellen.

Judith Leopold 

 
 

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