Iwan

Ohne Kino hat die Musik keinen Sinn

16.08.2010

Gérard Depardieu, Jan Josef Liefers und Riccardo Muti wollten Prokofjews „Iwan der Schreckliche“ im Salzburger Festspielhaus retten.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/EPA
Zur Vollversion des Artikels

Der Film Iwan der Schreckliche von Sergei Eisenstein entstand 1944 im Krieg. Sergei Prokofjew hatte schon mehrmals fürs Kino Musik geschrieben. Filmmusik ist, sofern sie Qualität hat, bloß akustische Verstärkung der Handlung. Das wusste auch Prokofjew. Er wandte sich strikt gegen eine Transformation für den Konzertsaal. Nach seinem Tod wogen Verlagsinteressen mehr als die des Komponisten. Abram Stassewitsch exzerpierte die Filmmusik, machte daraus etwas, das er Oratorium nannte. Es ist eher eine banale Verwertung einiger genialer Stücke, die für Filmszenen konzipiert waren und ohne diese keinen Sinn ergeben. Außerdem ist das Pseudooratorium pure Geschichtsverfälschung. Zar Iwan war nicht nur ein Baumeister Russlands, sondern an Grausamkeit und Menschenverachtung Stalin und Hitler gleichzusetzen.

Jubel
Trotzdem Jubel für die Aufführung. Grandios der Wiener Staatsopernchor, perfekt die Wiener Philharmoniker. Gérard Depardieu lud den Part Iwans mit dem effektvollen Pathos von vorgestern auf. Viel interessanter, weil musikalisch differenzierter, Jan Josef Liefers (Professor Boerne im TV-Tatort) als Erzähler. Riccardo Muti versuchte, mit Energie und rhythmischer Präzision aus einem Potpourri ein Kunstwerk zu machen. Es war sein 200. Auftritt bei den Salzburger Festspielen. Auch diesem Jubiläum galten wohl die Standing Ovations des Publikums.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel