Der Film Iwan der Schreckliche von Sergei Eisenstein entstand 1944 im
Krieg. Sergei Prokofjew hatte schon mehrmals fürs Kino Musik geschrieben.
Filmmusik ist, sofern sie Qualität hat, bloß akustische Verstärkung der
Handlung. Das wusste auch Prokofjew. Er wandte sich strikt gegen eine
Transformation für den Konzertsaal. Nach seinem Tod wogen Verlagsinteressen
mehr als die des Komponisten. Abram Stassewitsch exzerpierte die Filmmusik,
machte daraus etwas, das er Oratorium nannte. Es ist eher eine banale
Verwertung einiger genialer Stücke, die für Filmszenen konzipiert waren und
ohne diese keinen Sinn ergeben. Außerdem ist das Pseudooratorium pure
Geschichtsverfälschung. Zar Iwan war nicht nur ein Baumeister Russlands,
sondern an Grausamkeit und Menschenverachtung Stalin und Hitler
gleichzusetzen.
Jubel Trotzdem Jubel für die Aufführung. Grandios der Wiener
Staatsopernchor, perfekt die Wiener Philharmoniker. Gérard
Depardieu lud den Part Iwans mit dem effektvollen Pathos von vorgestern
auf. Viel interessanter, weil musikalisch differenzierter, Jan
Josef Liefers (Professor Boerne im TV-Tatort) als Erzähler. Riccardo
Muti versuchte, mit Energie und rhythmischer Präzision aus einem Potpourri
ein Kunstwerk zu machen. Es war sein 200. Auftritt bei den Salzburger
Festspielen. Auch diesem Jubiläum galten wohl die Standing Ovations des
Publikums.
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