Beirat sieht es als gegeben an, dass Czernin das Gemälde verkaufen wollte.
Die Entscheidung des Kunstrückgabebeirats
erfolgte einstimmig. Der Beirat kam zum Ergebnis, dass Jaromir Czernin den Verkauf an Adolf Hitler ohne Zwang abgeschlossen hatte, aber auch, "dass Adolf Hitler einen Erwerb des gegenständlichen Gemäldes nicht aktiv verfolgte, vielmehr wurde der Verkauf aktiv von Jaromir Czernins Rechtsanwälten betrieben". Der Beirat sieht es als gegeben an, dass Czernin das Gemälde verkaufen wollte und dafür im Wesentlichen den bereits mit einem anderen Interessenten verhandelten Preis erhielt.
Verfolgung nicht belegbar
"Weiters ergibt sich, dass die Darstellungen von Jaromir Czernin, er wäre politischer Verfolgung unterlegen, nicht belegbar sind", heißt es in dem Beiratsbeschluss. "Insbesondere spricht sein Antrag auf Aufnahme in die NSDAP vom 9. April 1940, in welchem er zusätzlich auf bestehende Mitgliedschaften in anderen Organisationen im Umkreis der NSDAP verwies, nicht für eine gegenüber dem NS-Regime distanzierte Haltung. Der Beirat übersieht keineswegs, dass Alix Czernin antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war, eine Kausalität mit dem Verkauf des Bildes durch ihren Ehemann ist jedoch nicht zu erkennen."
Nicht zu übereignen
Es bestehe daher "kein Grund für die Annahme, dass der Verkauf der 'Malkunst' von Jaromir Czernin an Adolf Hitler ein gemäß § 1 Nichtigkeitsgesetz nichtiges Rechtsgeschäft war. Der Tatbestand des § 1 Abs. 1 Z. 2 (bzw. 2a) Kunstrückgabegesetz ist daher nicht erfüllt. Der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur war daher zu empfehlen, das gegenständliche Gemälde nicht zu übereignen."
Größtes Gemälde
Bei der "Malkunst" handelt es sich um das größte Gemälde des niederländischen Malers Jan Vemeer, von dem insgesamt nur 37 Bilder erhalten sind. Es gilt als Hauptwerk. Es zeigt einen Künstler in seinem Atelier und vor seiner Staffelei, der dem Betrachter den Rücken zuwendet; vor ihm steht sein Modell mit einem Buch. Seit seiner Entstehung zwischen 1666 und 1668 gilt das Werk als Allegorie für die Malerei schlechthin und hat zahllose Interpretationen, Schriften, aber auch künstlerische und filmische Rezeption angeregt. Im Kunsthistorischen Museum, wo sich das Gemälde seit 1946 befindet, wurde ihm im vergangenen Jänner eine ausführliche eigene Ausstellung gewidmet.