Jazz Fest Wien

Bryan Ferry: "Bin sehr aufgeregt"

30.06.2011

Sänger von Roxy Musik gastiert am Sonntag in der Wiener Staatsoper.

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Nicht nur für seine Fans ist Bryan Ferry eine wichtige Persönlichkeit, auch das britische Königshaus hat den 65-Jährigen Musiker in diesem Jahr geehrt. Im Juni wurde Ferry mit dem Orden "Commander of the Order of the British Empire" (CBE) ausgezeichnet. Im Gespräch waren neben dem Soloauftritt des Briten am kommenden Sonntag im Rahmen des Jazz Fest Wien auch seine Art des Songschreibens und seine Verbindung zur bildende Kunst ein Thema.

In Wien spielten Sie schon mehrmals, nun zum ersten Mal in der Staatsoper.
Bryan Ferry: Ich bin sehr aufgeregt. Es ist eines der größten Opernhäuser der Welt. Ich liebe es, in Gebäuden aufzutreten, die über eine Geschichte und einen gewissen Charakter verfügen. Ich war schon einmal in der Staatsoper und habe mir ein Stück angesehen. Es ist ein großartiger Platz und eine große Ehre für mich.

Seit 2001 sind Sie wieder mir Ihre Band Roxy Music unterwegs. War es schwierig, erneut eine Verbindung zu Ihren Kollegen aufzubauen?

Ferry: Überhaupt nicht. Diese Lieder sind einfach ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe nie aufgehört, sie zu spielen, seit ich sie 1972 geschrieben habe - in einem anderen Jahrhundert. Und mit den Jungs bei Roxy Music zu arbeiten ist sehr einfach. Wie wenn man einen alten Freund wieder trifft.

Besteht die Möglichkeit, dass es neue Songs von Roxy Music geben wird?
Ferry: Im Moment bin ich sehr beschäftigt mit meinen Live-Auftritten. Ich toure bis Weihnachten, von Amerika bis nach Russland. Nächstes Jahr werde ich aber wieder ins Studio gehen, auch wenn ich noch nicht weiß, was ich machen werde. Wahrscheinlich ein Soloalbum. Ich habe es genossen, früher mit Roxy Music Platten aufzunehmen, und natürlich auch auf der Bühne zu stehen. Aber ich denke, es ist Zeit, dass ich meine Solokarriere noch etwas weiter entwickle. Auch aus dem Grund, dass ich einfach gerne ein offenes Buch habe: unterschiedliche Musiker, unterschiedliche Genres.

Auf vielen Ihrer Alben sind Cover-Versionen bekannter Songs zu finden. Was reizt Sie daran?
Ferry: Interpretationen waren immer ein wesentlicher Bestandteil von Jazz. Mich fasziniert, wie man unzählige Versionen eines einzigen Songs machen kann, die alle anders klingen. Man hat zwar den selben Ausgangspunkt, beschreitet aber andere Wege. Als ich selbst mit Musik angefangen habe, schrieb ich natürlich eigene Songs. Aber ich kann und will nicht die ganze Zeit schreiben. Es ist einfach sehr interessant, ein Lied zu nehmen, und dann die eigene Persönlichkeit und den eigenen Stil hinzuzubringen. Es gibt immer etwas zu entdecken.

Ihr letztes Album "Olympia" kam im vergangenen Herbst auf den Markt. Hat sich Ihre Art, Songs zu schreiben, in den letzten Jahrzehnten maßgeblich verändert?
Ferry: Wir verfügen natürlich über die neuen Aufnahmetechnologien wie Pro Tools oder Logic, aber genauso haben wir einen alten Studiotisch, den wir gerne verwenden, da er einfach traditioneller und eben analog ist. Einige Effektboxen von früher sind immer noch die besten. Wir versuchen aber, das Alte wie das Neue einzubeziehen und anzunehmen. Ich bin ja insofern sehr glücklich, als ich ein eigenes Studio habe, wo alles so bleiben kann, wie es ist. Es ist wie ein Künstleratelier, wo all die Leinwände herumliegen und man wieder auf eine zugeht. Damit habe ich die Möglichkeit, sehr lange an Dingen zu arbeiten.

Sie haben ursprünglich Kunst studiert. Ihre Band wie Sie selbst auch stehen für ein ästhetisches Prinzip, das Sie sehr bewusst geformt haben. Wo fühlen Sie sich am wohlsten: Musik, Kunst oder Mode?

Ferry: Es ist wahrscheinlich eine Mischung. Aber die bildende Kunst war immer meine Heimat. Es ist komisch: Ich wusste, dass ich ein gutes Auge habe, war mir aber über mein musikalisches Talent nicht bewusst. Ich wusste nur, dass ich ein musikalisches Bedürfnis hatte. Als ich dann mein Kunststudium begann, merkte ich, dass ich hier eine ganze Welt gefunden habe, in der ich mich liebend gerne aufhalte. Und man kann sie nicht herunterladen.

Im Juni wurden Sie vom britischen Königshaus ausgezeichnet - was war das für eine Erfahrung?
Ferry: Es war eine totale Überraschung und auch etwas eigenartig, aber ich versuche die positive Seite zu sehen. Als ich meine Freunde fragte, ob ich den Orden annehmen soll, sagten sie nur: "Natürlich, denk nur an deine Eltern!" Und ich dachte: "Oh mein Gott, sie werden so stolz sein." Es ist toll, diese Art der Anerkennung zu erfahren. Und im Endeffekt hat niemand etwas Schlechtes darüber zu mir gesagt, was mich doch sehr erleichtert hat. Für meine Kinder ist es toll, sie finden es cool. Wäre es ihnen unangenehm oder würden sie schlecht davon denken, wären sie sehr kritisch.
 

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