Von 23. bis 26. August kommen Musiker wie Legende Abrams.
Ob der Jazz wieder "sauberer" wird, muss vorerst offen bleiben - jedenfalls wollen sich die Organisatoren des 33. Jazzfestivals in Saalfelden von 23. bis 26. August wieder auf ihre Wurzeln besinnen. Es sind die Wurzeln des Experiments, auf denen dieses traditionsreiche Jazzfestival im Salzburger Pinzgau seit je her seine Programme aufbaut. Nach dem selbstironischen Motto ("Didl dum didl dey") und den rockigen und poppigen Bands des Vorjahres steht heuer ein Musiker im Zentrum, der die jüngere Jazzgeschichte mitgeschrieben hat: Muhal Richard Abrams.
Musikalischer Widerstand
Mario Steidl, künstlerischer Intendant des Festivals, präsentiert heuer neun Gründungs-Musiker des legendären AACM-Orchesters von Muhal Richard Abrams (AACM steht für Association for the Advancement of Creativ Musicians, Anm.). "Es ist gelungen, diese Leute zusammenzutrommeln und gemeinsam auf die Bühne zu stellen", so Steidl. "Das AACM-Orchester war in dieser Besetzung in Europa zuletzt vor 20 Jahren zu hören. Es besteht ausnahmslos aus Musikern mit klingenden Namen. Aber diese Namen stehen für musikalischen und politischen Widerstand, für Weiterentwicklung und Innovation. Muhal Richard Abrams ist von sich aus an uns herangetreten und hat gesagt, wenn dieses Projekt wiederbelebbar ist, dann nur in Saalfelden", so Steidl nicht ohne Stolz.
Abrams kommt!
Der 81-jährige Abrams und seine Band werden alles andere als ein Tourneeprogramm in Salzburg abspulen. "Es wird brandneue, exklusiv für Saalfelden geschriebene Stücke geben", sagte Steidl, "das wird eine echte Weltpremiere". Neben Muhal Richard Abrams werden u.a. die Saxofonisten Henry Threadgill und Roscoe Mitchel, der Trompeter Wadada Leo Smith und die Pianistin Amina Claudine Myers zu hören sein. Das Konzert steigt am Samstag, dem 25. August, auf der Hauptbühne im Kongresshaus Saalfelden.
Das Samstag-Programm wird mit Aki Takase's New Blues Project beschlossen. Laut Steidl erwartet das Publikum "herzerfrischender Humor und Spielwitz, der niemals Gefahr läuft, ins seichte, traditionelle Fahrwasser abzudriften". Am Sonntag kommen Bands wie "Ches Smith and These Arches", das "Gerry Hemingway Quintett" oder Hasse Poulsens "Progressive Patriots". Das Abschlusskonzert des Festivals 2012 auf der Hauptbühne wird ebenfalls von einem Großen seiner Zunft gegeben und zwar vom Saxofonisten Pharoah Sanders mit seinem "Sao Paulo and Chicago Unterground".
Die musikalische Gegenwart des Jazz soll heuer aus allen Richtungen kommen - so wird Schlagzeuger Jerry Hemingway mit seinem Quintett erstmals ein eigenes Projekt auf die Bühne bringen. Außerdem sind Tim Berne, der gleich bei drei Konzerten mitmischt, Jenny Scheinman oder Mary Halvorson angesagt. "Allesamt Musiker, die die Grenzen des Jazz ausloten, oft übertreten und damit vielfach auch neu definieren", erläuterte Steidl im APA-Gespräch.
Sechs Konzerte
Ergänzt wird das Saalfelden-Programm 2012 mit sechs Konzerten (je zwei am Donnerstag, Freitag und Samstag) auf einer riesigen Freiluftbühne auf dem Stadtplatz sowie vier Alm-Konzerten am Samstag und Sonntag. Diese zehn Konzerte sind gratis.
Mit der wirtschaftlichen Lage ist Organisatorin Barbara Steinberger mehr als zufrieden - die sechs Short Cuts-Konzerte im Kunsthaus Nexus sind ausverkauft, und für die Hauptbühne gibt es nur noch Restkarten. Das Budget beträgt 585.000 Euro und besteht zu je einem Drittel aus öffentlichen Förderungen, Sponsor-Geldern und dem Verkauf der insgesamt 15.000 Karten.
Info
33. Internationales Jazzfestival Saalfelden, 23. bis 26. August, Tickets beim Tourismusverband Saalfelden, Bahnhofstraße 10, Tel. 06582/70660-0. http://www.jazzsaalfelden.com