Talk zur Wien-Show

Jean Paul Gaultier: „Ich könnte mir vorstellen in Wien zu leben!“

08.03.2024

Vom 10. bis 14. Juli bringt Jean Paul Gaultier seine „Fashion Freak Show“ in die Wiener Stadthalle. Der Talk über Provokation, das Mode-Business und seine Liebe für Conchita. 

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© Getty Images
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Im Juli bringen Sie ihre Fashion Freak Show nach Wien
Jean Paul Gaultier:
Mich hat neben Mode auch immer schon Show und Theater interessiert. Damit erfülle ich mir einen Lebenstraum. 

Was gefällt Ihnen an Wien?
Es ist so wunderschön. So romantisch. Ich weiß, das klingt nach einem Klischee, aber es ist nun mal so. Ich könnte mir auch vorstellen da eine Zeit lang zu leben. Eine wunderbare Architektur und dieses Sisi-Museum.

© Mark Senior

In der Show gibt es auch viel Provokation und Nacktheit.
Da gibt’s doch gar nicht so viel (lacht) Das ist fast Politisch korrekt (lacht). Ich habe in meiner Laufbahn die provokativen Dinge jedoch nicht wegen der reinen Provokation gemacht, sondern weil ich genau das gefühlt habe. Das war immer eine Reflexion der Zeit. Das hatte immer einen Grund.

Sie sparen in der Show aber auch nicht mit Kritik.
Das haben ich auch beim meinen Modeschauen ja immer schon gemacht. Mode ist ja immer auch einen Reflektion der Society. Es ist unsere Aufgabe der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten.

Was ist leichter eine Modeschau auf die Beine zu stellen oder diese Bühnen-Show?
Bei einer Modeschau musste man immer an die Mode, die Zeit, die Kreativität und ein Statement denken. Jetzt ist es viel einfacher weil es ja "nur" um mein Leben geht und das musste ich ja nicht neu kreieren, denn das habe ich ja schon gelebt. Ich musste nichts Neu erfinden. Mich nur an die Eckpunkte erinnern. Und das schaffe ich gerade noch.

Sie haben in der Show als Videoeinspielung auch Conchita dabei.
Ich liebe Conchita. Eine faszinierte Persönlichkeit. Dieser einzigartige Mix aus Mann und Frau. Sehr extravagant. Und natürlich diese Stimme. Mir hat es auch gefallen, dass sie beim Song Contest dabei war, denn den schaue ich ja schon seit dem ich ein kleines Kind war.  

Sind Sie noch in Kontakt mit Conchita?
Ab und An. Ich respektiere ihre Arbeit und ihre Stimme. Sie hat ja vor allem wegen ihrer großartigen Stimme gewonnen und weil ihr Auftritt für Viele so provokativ war. Es war auch sehr mutig von Österreich gerade sie hinzuschicken. Ihr Auftritt war großartig und nicht lächerlich, denn sie hat ja keine Karikatur dargestellt. Das war großartig, schön und wichtig.

Vieles war einst provokativ war ist heute längst normal. Stolz, dass Sie diese Regeln durchbrochen haben?
Ja natürlich. Mode und auch die Welt soll sich ja immer weiterentwickeln (Klopft sich auf die Brust) Es darf aber nie zu viel Kommerz draus werden.

Sie gelten als Enfant Terrible der Modeszene. Ein Kompliment?
Ja das gefiel mir. Definitiv. Gerade wenn man im Modebusiness anfängt muss man die Regel brechen, sonst ist man zu langweilig. Das brachte auch viel Neid, aber ich wollte nicht langweilig sein. Aber jetzt fühle ich mich zu alt dafür. Nicht nur für die Provokation, sondern auch um neue Trends zu setzen.

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Sind Sie privat auch so extravagant?
Definitiv nicht. Ich bin eigentlich furchtbar langweilig.

Würden Sie in Ihrem Leben eigentlich etwas ändern wollen?
Nein, und das könnte ich ja auch gar nicht. Mein Leben ist ja eigentlich immer nur Großartig gewesen. Alles was ich mir als Kind erträumt habe ist in Erfüllung gegangen.

War Ihnen bewusst, dass Sie mit diesem Madonna BH die Mode revolutionieren?
Gar nicht, denn den diesen Kegel-BH hatte ich ja schon zuvor in meine Kollektionen. Madonna hat es nur an die Spitze getrieben, auch weil sie da zu eine Corsage paarte und somit die eigentlich Unterwäsche zur Oberwäsche erklärte.

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Sie gelten als Rockstar unter den Designern. Fühlen Sie sich denn auch so?
Nein, man sagt das zwar gerne über mich, aber ich eigentlich furchtbar konservativ. Mein Leben ist recht einfach: Essen, schlafen und hoffentlich wieder aufwachen.

Wie wird man Sie in 100 Jahren erinnern?
Gar nicht. Da werte ich nur mehr Staub und Asche sein. Nichts wird ewig bleiben und sollte man dann vielleicht doch noch Teile meiner Kollektionen finden, dann werden alle sagen: da fehlt doch was (lacht).  

 

© zeidler

ÖSTERREICH-Reporter Thomas Zeidler-Künz mit Gaultier in Mailand

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