Salzburger Festspiele

Neue Buhlschaft versprüht pure Erotik

16.07.2013

Hobmeier: "Für mich zeigt die Buhlschaft, dass das Leben lebenswert ist!"

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"Es ist immer leichter im Konservativen zu verharren, weil man ja weiß, was da ist. Dem Neuen zu begegnen, das ist schwer." Doch Brigitte Hobmeier stellt sich gern dem Neuen. Die 37-jährige Münchnerin ist nicht nur die neue Buhlschaft am Salzburger Domplatz, sondern verkörpert diese Rolle in der ersten "Jedermann"-Neuinszenierung seit 2001. "Dieses 'Auf geht's ins Neue' ist mir sehr wichtig", versichert sie im Gespräch mit der APA. "Ich mag keine Schauspielerin sein, die sagt: 'Kenn' ich nicht, mag ich nicht.' Oder: 'Kenn' ich schon, mach ich nicht - denn das funktioniert sowieso nicht.'

 

Bereits Festspiel-Erfahrung in Salzburg
Den Salzburger Festspieltrubel kennt die rothaarige Schauspielerin aus dem Vorjahr, als sie bei der Uraufführung des Stückes "Meine Bienen. Eine Schneise" von Händl Klaus in der Rolle der Kathrin überzeugte. "Brigitte Hobmeier geizte nicht mit ihren Reizen, versuchte das ewig Weibliche zu verkörpern, ohne plump und aufdringlich zu wirken und empfahl sich solcherart nachdrücklich für die freiwerdende Buhlschaft-Rolle", schrieb die APA damals. Als sie das Angebot schließlich tatsächlich bekam, war sie von sehr gemischten Gefühlen erfüllt: "Im ersten Augenblick ist man voller Freude und voller Dank über die Ehre, dass man da auserkoren wird. Und im nächsten Augenblick kommen natürlich die Fragen: Oh mein Gott, was heißt das eigentlich? In welche Reihe reiht man sich ein? Wie spielbar oder unspielbar ist die Buhlschaft?"

Buhlschaft ist "die berühmteste kleine Rolle, die es gibt“  

Im Bewusstsein, dass "die berühmteste kleine Rolle, die es gibt“ ("Meinen Text kann ich in die Hosentasche stecken"), zwar höchste mediale Aufmerksamkeit genießt, aber nur über wenig Entfaltungsmöglichkeiten verfügt, hat sie nun versucht, sich von allen gängigen Rollen-Klischees zu lösen und sich gänzlich vorurteilslos ihrer Aufgabe zu nähern. "Es interessiert mich nicht, wie es diese oder jene vorher gespielt hat. Ich habe versucht, die Szenen zu verstehen und die Konflikte zu finden: Um was geht es ihr? Was will sie von ihm? Für mich zeigt die Buhlschaft, dass das Leben lebenswert ist. Die ganze Lebenslust aus Rausch, Lust und Freude - auch zusammen mit der Tischgesellschaft, die Party feiert – ist zwar vielleicht nicht Sodom und Gomorrha, aber wenn man sich den Text genau anschaut, geht er schon sehr in eine erotische Richtung. Und natürlich muss man erst etwas setzen, damit danach dieser reinigende Weg des Jedermann passieren kann."



Breites Spektrum: Von der Lulu bis zur Buhlschaft

Dass sie ihre eigenen Interpretationen prägnanter Frauenfiguren finden kann, hat die verheiratete Mutter eines Sohnes oft genug bewiesen. Sie spielte schon die Lulu und die Geierwally, die Gudrun Ensslin in Elfriede Jelineks "Ulrike Maria Stuart", Achterbuschs "Susn", Wedekinds "Franziska", die Titelrolle von Fassbinders "Die Ehe der Maria Braun" oder in Viscontis "Ludwig II." eine desillusionierte, zynische Kaiserin Elisabeth. Eine andere Elisabeth, nämlich Ödön von Horvaths tragische Heldin seines Stücks "Glaube Liebe Hoffnung" brachte ihr 2007 den "Faust"-Theaterpreis ein. Auch den Theaterpreis der Stadt München oder den Bayerischen Kunstförderpreis hat sie bereits, ebenso wie eine Auszeichnung als "Best Actress" für ihre Rolle in "Ende der Schonzeit" auf dem Montreal World Filmfestival oder den Grimmepreis und den Österreichischen Fernsehpreis der Erwachsenenbildung für "Die Hebamme - Auf Leben und Tod".

Karriere war harte Arbeit
Zu ihrem Vorsprechen an der Folkwang Hochschule in Essen fuhr die 1,67 Meter große Arbeitertochter lieber heimlich, doch ihre Karriere ist beeindruckend: Nach ersten Engagements am Landestheater Neuss und am Schauspielhaus Düsseldorf wurde sie Mitglied von Peter Steins "Faust"-Ensemble. Ab 2002 spielte sie unter Christian Stückl am Münchner Volkstheater, 2005 wechselte sie an die Münchner Kammerspiele, deren Ensemblemitglied sie weiterhin ist. Anders als die beiden "Jedermann"-Regisseure Julian Crouch und Brian Mertes hat Brigitte Hobmeier durch ihre Erziehung eine große, aber nicht unkritische Nähe zum Katholizismus. "Vielleicht verstehe ich deswegen auch relativ viel von dem Werk, das Hofmannsthal da hingesetzt hat", meint sie und schickt ein fröhliches, unbeschwertes Lachen hinterher: "Es ist nicht so, dass ich mich in dieses Thema speziell einarbeiten müsste - da kenn ich mich relativ gut aus."

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