Bei den Salzburger Festspielen hat die junge Berlinerin Pauline Knof in Kleists Sprachkunstwerk Prinz Friedrich von Homburg bezaubert, heute debütiert sie in der Josefstadt.
ÖSTERREICH: Ist Oscar Wilde nur ein brillanter, geistreicher Dandy, oder hat er uns auch etwas zu sagen? PAULINE KNOF: Wildes Stücke sind gut geschrieben, witzig und boshaft. Die viktorianische Gesellschaft ist Geschichte, aber unter den Reichen und Schönen haben sich Verhaltensweisen wie Geltungssucht oder Heuchelei gehalten. Eifersucht, Erpressung, Betrug gibt es immer noch. Und die Gesellschaft zerstört gern das Gute, hier eine glückliche Ehe.
ÖSTERREICH: Wilde nennt seine Komödie „Ein Stück über eine gute Frau“. Meint er damit Lady Windermere? KNOF: Das bleibt offen. Lady Windermere ist rein und unschuldig. Sie fühlt sich von ihrem Mann betrogen und überlegt, ihn zu verlassen. Am Schluss, einer Art Happy End, hat sie gelernt, dass es auch Grauzonen gibt, nicht nur das Gute und das Böse.
ÖSTERREICH: Sie waren fünf Jahre am Burgtheater engagiert. Wie kommen Sie jetzt an die Josefstadt? KNOF: Ich kam gleich nach der Schauspielschule ans Burgtheater und habe da schöne Rollen gespielt, Anja im Kirschgarten mit Andrea Breth oder Thekla im Wallenstein. 2009 beschloss ich, freischaffend zu arbeiten: ein Sprung ins kalte Wasser, aber eine wichtige Lebenserfahrung. Herbert Föttinger hat mich in Hauptmanns Einsame Menschen gesehen und mich sofort als Lady Windermere engagiert.
ÖSTERREICH: Im Burgtheater spielen Sie in einer Salzburger Koproduktion die Natalie in Kleists „Prinz von Homburg“ – ein Lichtblick im düsteren Soldatenstück… KNOF: Bei Kleist geht es auch um den Kampf zwischen Vernunft und Gefühl; im Natalie-Akt wird die Wichtigkeit des Gefühls verhandelt. Es war schön, wieder mit Andrea Breth zu arbeiten.
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