Bühne

Josefstadt zeigt „Buddenbrooks" in Bregenz

18.08.2008

Das Theater in der Josefstadt brachte in Bregenz Thomas Manns „Buddenbrooks“ auf die Bühne: Ein Glücksfall.

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© Dietmar Stiplovsek
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Der Vergleich drängt sich auf: Andrea Breth hatte heuer bei den Salzburger Festspielen eine Dramatisierung von Dostojewskis Mega-Roman Schuld und Sühne (Verbrechen und Strafe) auf die Bühne des Landestheaters gebracht. Die fünfstündige Adaption geriet trotz hervorragender Schauspieler wie Jens Harzer und Sven-Eric Bechtolf uferlos-langatmig und zerfranst. Mit einem Wort: fad …

Vergangenes Wochenende wurde ein anderer Mega-Roman, nämlich Thomas Manns Buddenbrooks, diesmal bei den Bregenzer Festspielen im Kornmarkttheater, aufgeführt. Und siehe da, ein derartiges Projekt kann auch gelingen.

Spannend
John von Düffels Bühnenfassung der Mann’schen Familiensaga konzentriert sich auf eine Handvoll Figuren, erzählt eine überschaubare Story und fesselte in Herbert Föttingers konziser Inszenierung (Bühne: Rolf Langenfass, Musik: Christian Brandauer) von der ersten bis zur letzten der 170 Minuten. Mit anderen Worten: Die Aufführung ist spannend, spannend, spannend.

Wie schon im Vorjahr (damals gab man in Bregenz Christopher Hamptons Gefährliche Liebschaften mit Föttinger und Andrea Jonasson) agierte auch heuer wieder die allererste Garnitur des Josefstädter Theaters. Joachim Bißmeier verkörperte, stark Thomas Mann ähnelnd, den hochseriösen Industriellen Konsul Jean Buddenbrook. Er repräsentiert das Prinzip „Ordnung“ und findet seinen logischen Nachfolger allein in dem karrierefixierten, bis zur Selbstaufgabe disziplinierten Sohn Thomas – auf der Bregenzer Bühne ausgesprochen packend von Gabriel Barylli zum Leben erweckt.

Unordnung
Alle anderen Buddenbrooks vertreten – wenn man so will - das „Prinzip“ Unordnung: Sandra Cervik als Tochter Tony, Michael Dangl als ihr Bruder Christian, ja selbst deren Mutter (Else Ludwig) halten dem unmenschlichen beruflichen und familiären Druck, der auf ihnen lastet, nicht stand und treten kleine, bisweilen auch bizarre Eskapaden an: Flucht in Liebschaften, Prasserei und Obszönitäten oder religiösen Wahn.

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