Student macht sich in Kings neuem Werk auf die Jagd nach einem Serienmörder.
Geisterbahnen sind ein gruseliges Vergnügen. Ganz besonders, wenn dort wirklich ein Gespenst sein Unwesen treibt. Stephen Kings neuer Roman "Joyland" dreht sich um die Magie von Vergnügungsparks und den Mord an einem jungen Mädchen. Auf einem Rummel kreuzen sich die Wege eines ahnungslosen Studenten und eines grausamen Mörders. Die üblichen Horrorelemente spielen dabei nur eine Nebenrolle.
Student auf Mörderjagd
Spätsommer 1973 an der Küste North Carolinas: Der Student Devin Jones heuert in den Semesterferien auf dem Jahrmarkt "Joyland" als Helfer an. Hier will er sich ein paar Dollar verdienen und seine erste große Liebe Wendy vergessen, die ihn kürzlich abserviert hat. Jones tanzt im Hundekostüm für die kleinen Rummelgäste, er freundet sich mit Schaustellern an und entdeckt die Magie des Jahrmarkts. Es duftet nach Popcorn im Park, Kinder kreischen im Karussell um die Wette. Zwischen Schießbude und Riesenrad ist die Welt noch in Ordnung. Ein perfekter Sommer, gäbe es da nicht diese unheimliche Geisterbahn, in der das Gespenst eines vor Jahren ermordeten Mädchens sein Unwesen treiben soll. Neugierig versucht der Student dem Spuk auf den Grund zu gehen. Als der Möchtegerndetektiv dabei einem Serienmörder auf die Schliche kommt, wird aus dem Rummelspaß plötzlich tödlicher Ernst.
Von Liebeskummer und Morden
Dabei erzählt die von Liebeskummer geplagte Hauptfigur ihre Geschichte selbst, rückblickend, als alter Mann, und ironisch - eine eher ungewohnte Perspektive für den Meister des Schreckens. Auch ist Kings neuer Roman mit nur 352 Seiten erfrischend kurz. Der Autor verschwendet kein Wort mehr als nötig, um nostalgische, kurzweilige Bilder vom Leben auf dem Rummel und den Menschen darin zu zeichnen. Es sind sympathische Malocher, die King da beschreibt. Im Gegensatz zu den riesigen Disneyland-Kommerzparks entführen im rustikalen "Joyland" noch Schausteller "von altem Schrot und Korn" in eine magische Welt aus funkelnden Lichtern und bunter Zuckerwatte. "Wir verkaufen Spaß" lautet das Motto des Parks. Kings Erzählung ist auch eine Liebeserklärung an altmodische Jahrmärkte, die immer wieder die Kulissen seiner Horrorgeschichten stellten.
Kein klassischer King
Trotzdem ist "Joyland" kein klassischer King, kein übernatürliches Horrorspektakel mit Zombie-Kuscheltieren oder kinderfressenden Clowns. Der Roman ist ein Krimi mit einem kalten Hauch von Geisterbahngrusel. Der gewohnte Spuk hält sich bis zum Ende eher bedeckt im Hintergrund, zum Beispiel in Form einer mysteriösen Hellseherin oder eines todkranken Buben mit zweitem Gesicht. Doch auch wenn Splatter-Fans enttäuscht sein könnten: King erzählt eine kurzweilige und berührende Geschichte vom jugendlichen Gefühlschaos, von der ersten großen Liebe und dem magischen Leben auf dem Rummel.
Info
Stephen King: "Joyland", Heyne Verlag, München, 352 Seiten, 20,60 Euro.