Gleich zu Saisonbeginn präsentiert sich das Wiener Theater in der Josefstadt in guter Form. Nach Kasimir und Karoline im Haupthaus wagte man sich in den Kammerspielen an die österreichische Erstaufführung von The King’s Speech von David Seidler. Couragiert deshalb, weil der Film von Tom Hooper mit Colin Firth gleich vierfach oscargekrönt wurde.
Drehbuch Die erst im Februar uraufgeführte Stückfassung, die der Brite David Seidler im Zuge des Drehbuchschreibens anfertigte, fokussiert auf die zentrale Geschichte: die Bemühungen des Herzogs von York, der nach Abdankung seines Bruders Edward VIII. zum englischen König George VI. gekrönt wurde, mithilfe des australischen Sprachtherapeuten Lionel Logue sein Stottern in den Griff zu kriegen und wichtige Reden und Radioansprachen ohne demütigende Hacker und peinliche Aussetzer halten zu können.
Ovationen Die Inszenierung Michael Gampes setzt im Bühnenbild von Erich Uiberlacker, das mit drehbaren Seitenwänden den Raum bedrohlich eng macht, ganz auf die verzwickte Konfrontation der höchst unterschiedlichen Männer. Michael Dangl zeigt als George VI. die Tragödie eines Menschen, den eine offenbar psychisch begründete Sprachstörung an seiner Berufung hindert, und der sein Zwerchfell öffnen kann, als er sich als Mensch öffnet und abseits des Protokolls einen Freund findet, den er respektieren und dem er vertrauen kann. Er macht Colin Firth fast vergessen ...
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