In ‚Anna Bolena‘ waren sie gestern Rivalinnen. Privat können sie bestens miteinander.
Dieser Staatsopernabend wurde zum Triumph für die zwei derzeit größten Diven der Opernwelt: Anna Netrebko und Elina Garanca. Am Ende gab’s bei dieser Gala der großen Stimmen Bravos und Jubel für die Sängerinnen. (Buhs bekam Regisseur Eric Génovèse.)
Nicht nur die Premiere – auch alle Folgevorstellungen sind klarerweise heillos ausverkauft. Kein Wunder, dass Karten für die „Netrebko-Garanca-Show“ auf dem Internet-Schwarzmarkt bereits 800 Euro kosten. Nicht gerade ein Pappenstiel.
Aber: Man kann Anna Bolena auch gratis sehen. Zum einen besteht die Möglichkeit, die hochkarätigen Aufführungen – neben Netrebko und Garanca singen auch Elisabeth Kulman und Ildebrando D’Arcangelo – live auf der LED-Videowall vor der Staatsoper mitzuverfolgen (Vorstellungen am 5., 8., 11., 14. und 17. April, jeweils 19 Uhr).
94 internationale Kinos zeigen „Anna Bolena“ live
Nächste Chance: Am kommenden Dienstag (5. April) sendet der ORF Anna Bolena live-zeitversetzt zur Prime Time (20.15 Uhr, ORF 2). Moderieren wird die bewährte Kultur-Lady Barbara Rett, die das Diven-Duo Netrebko & Garanca berechtigterweise als „Weltspitze“ bewertet.
Nettes Detail: Erstmals in der Geschichte der Wiener Staatsoper wird eine Aufführung in Kinos übertragen. 94 Lichtspielhäuser im Ausland – darunter Italien, Spanien, Tschechien, England, Holland und Russland – werden Anna Bolena in Eric Génovèses Inszenierung am 5. April präsentieren. In Österreichs, Deutschlands und Frankreichs Opern-Kinos herrscht derweil aber – wegen der ORF- bzw. ARTE-Übertragungen – „Funkstille“. (Christoph Hirschmann)
Lesen Sie auf der nächsten Seite die Premieren-Kritik zu "Anna Bolena"
Eine vernünftige Inszenierung (Eric Génovèse), die das 16. Jahrhundert nicht simuliert, aber mit zeitlos historischen Kostümen und einer konzentrierten Personenführung die Handlung plausibel macht, den Sängern Freiraum lässt für ihre persönliche Ausdruckskraft.
Die ist bei Anna Netrebko und Elina Garanca, wie zu erwarten, nicht nur stark, sondern überwältigend. Aber auch Elisabeth Kulman, in der Vorreklame zu dieser Premiere sträflich vernachlässigt, beweist, wie man in einer angeblichen Nebenrolle (Smeton) einzelne Szenen dominieren kann. Evelino Pidò kennt Stück und Stil, macht als Dirigent mit dem Orchester alle Feinheiten von Donizettis Musik hörbar.
Männer waren bemüht, aber zu schwach …
Die Sinnlichkeit, Schönheit, technische Sicherheit des Singens der Netrebko, die eher etwas kühle, aber dramatisch effektvolle vokale Gestaltungskraft der Garanca hatten leider kaum Partner. Alle Herren (D’Arcangelo, Meli, Dumitrescu, Jelosits) waren bemüht, aber als Bühnenpersönlichkeiten zu schwach. Zuletzt ein Riesenerfolg für die Sänger, ein mir total unverständlicher Buh-Orkan für das Szeniker-Team. (Karl Löbl)