Salzburger Festspiele

Jubel für neuen "Jedermann"

20.07.2013

Cornelius Obonya als Büßer stark, Brigitte Hobmeier als sinnliche Buhlschaft.

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© TZ ÖSTERREICH
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Seit dem 22. August 1920, als die ersten Salzburger Festspiele mit Hofmannsthals allegorischem Mysterienspiel Jedermann in der Inszenierung von Max Reinhardt eröffnet wurden, ist das vom Publikum gestürmte „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ auf dem barocken Salzburger Domplatz ein Fixpunkt des Festivals.

Gestern hatte die punkige Neuinszenierung des schottischen Puppenspielers Julian Crouch – er imponierte bei den Wiener Festwochen mit Shockheaded Peter – und des amerikanischen Tschechow(!)-Spezialisten Brian Mertes Premiere. Nach der klamaukhaften, schrillen Schmieren-Inszenierung des ehemaligen Passionsspielleiters Christian Stückl auf jeden Fall ein Fortschritt!



So viel geherzt, gedrückt, gebalgt wurde noch nie
Das Regieduo, das sich an Reinhardts Urinszenierung und am spätmittelalterlichen Mysterienspiel Every­man orientiert hat, liefert ein buntes Erbauungsspektakel, bedient die mittelalterlichen Knittelverse und die naiv-altertümliche Bildersprache und fürchtet sich weder vor Kitsch noch vor katholischer Propaganda.

In der Titelrolle ist Burgstar Cornelius Obonya zu erleben, der Enkel des legendären Jedermanns Attila Hörbiger. Seine Darstellung des reichen Sünders, der vor Gott Rechenschaft ablegen muss und in seiner Todesstunde von allen Freunden im Stich gelassen wird, ist in jedem Moment glaubwürdig. Stimmlich, mimisch und gestisch füllt der neue Jedermann den Domplatz aus. Seinen tiefen Fall bedauert man.

Als Buhlschaft agiert die Münchner Bühnen- und Film-Diva Brigitte Hobmeier, eine kluge, instinktsichere Schauspielerin, die auch im transparenten Festkostüm gute Figur macht. Als sehr heutiges, modernes Girlie flitzt sie mit dem Fahrrad auf die Bühne und scheut sich nicht, ihren Galan mit erotischen Verrenkungen aufzureizen – so viel geschmust, gedrückt und gebalgt wurde im Jedermann noch nie! –, ehe sie ihren Gönner sitzen lässt. – Jubel und Ovationen.

Elisabeth Hirschmann

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