Trotz Neuübersetzung, Neuinszenierung gewinnt das alte Stück selten Aktualität.
Jubel gab es am Mittwoch, 9.6., Abend nach der Premiere von Peter Handkes Neuübertragung der "Helena" des Euripides im Burgtheater. Zwei Stunden und zwanzig Minuten dauerte die Neuinszenierung von Luc Bondy, dem Intendanten der koproduzierenden Wiener Festwochen. Während die Schauspieler, allen voran Birgit Minichmayr als Helena, Ernst Stötzner als Menelaos und Johann Adam Oest als von den beiden bitter getäuschter Theoklymenos, ausgiebigen Applaus entgegennehmen durften, gab es für den Regisseur am Ende vereinzelt auch Buhrufe.
Wasser und Blut
Bühnenbildner Karl-Ernst Herrmann hat einen
langen Leuchtstab von der Decke des Zuschauerraums bis zum hintersten
Bühnenboden gespannt und die Bühne durch ein Rinnsal zweigeteilt, in dem
wahlweise Wasser und Blut flossen. In diesem prägnanten Bühnenbild entfaltet
sich ein mehr von Sprache als von Handlung bestimmtes Drama rund um Lug und
Trug, Täuschung und Trennung. Der in Ägypten gestrandete Menelaos muss
erkennen, dass er Troja eines Trugbilds wegen berannt und zerstört hat, das
sich in dem Augenblick in Luft auflöst, als er seine echte Gattin
wiedersieht. Das wiedervereinte Ehepaar ersinnt eine List, um das neue Glück
zu retten, da der ägyptische Herrscher Theoklymenos Ansprüche auf Helena
angemeldet hat.
Selten Aktualität
Trotz Neuübersetzung und Neuinszenierung
gewinnt das alte Stück jedoch nur selten Aktualität. Prägend bleiben die
artifizielle, mitunter gestelzt klingende Sprache und ein dichtes Spiel, das
mit Fortdauer des Abends jedoch gelegentlich in Klamauk abzugleiten droht.