Neue Perspektive

Jüdisches Museum zeigt Winehouse privat

10.03.2014

"Amy Winehouse: Ein Familienporträt" bis 20. August am Judenplatz.

Zur Vollversion des Artikels
© Mark Okoh/ Camera Press
Zur Vollversion des Artikels

Sabbat statt "Rehab" und Bat Mitzwa statt "Back to Black": Es ist ein weitgehend unbekannter Aspekt und ein "ganz privater Blick" auf die 2011 jung verstorbene Sängerin Amy Winehouse, den das Jüdische Museum Wien aufgreift, wie Direktorin Danielle Spera am Montag bei der Eröffnung der Ausstellung "Amy Winehouse: Ein Familienporträt" betonte.

Winehouse ganz privat
Bis 20. August sind am Standort Judenplatz nicht nur jede Menge Familienfotos, Winehouses 50ies-Kleider oder ihre Gitarre zu sehen, dem Besucher soll auch Einblick in die jüdische Londoner Identität der Künstlerin und ihr Umfeld gegeben werden. "Amy Winehouse war immer stolz auf ihre jüdische Identität", erklärte Spera im APA-Interview. "Sie hat die jüdische Tradition er- und gelebt, etwa wenn sie bei ihrer Großmutter im Londoner Eastend den Sabbat gefeiert hat."

Von Großmutter stark beeinflusst
Winehouse habe sich zwar nicht an die strengen Gesetze des Judentums gehalten, wie die Kuratorin der Ausstellung, Astrid Peterle, erzählte. Denn Eingriffe in den Körper wie etwa Tätowierungen oder Piercings seien im jüdischen Glauben verboten. Dennoch habe vor allem ihre Großmutter Amy Winehouse stark beeinflusst: Sowohl in religiösen Fragen als auch mit ihrer großen Liebe zu Jazz. "Sie hat ihre jüdischen Wurzeln vor allem in Verbindung mit ihrer Familie gesehen, beispielsweise bei der Bar Mitzwa ihres Bruders", so Peterle.

Schau mit Familien-Schwerpunkt
Die Familie ist es auch, die diese bisher wenig beleuchtete Perspektive auf die Sängerin fördert: Bruder Alex und seine Ehefrau Riva erarbeiteten die Schau in enger Zusammenarbeit mit dem Jewish Museum London und stellten die Erinnerungsstücke zur Verfügung - auch wenn die Ausstellung nicht als "Schrein für eine Verstorbene" gedacht ist, wie Alex Winehouse in seinem Begleittext präzisiert. "Der Fokus ist ein sehr persönlicher, der sich nicht auf ihre Musik oder ihre Karriere konzentriert, sondern den Einfluss ihres jüdischen Erbes in den Vordergrund rückt", meinte Kuratorin Elizabeth Selby vom Jewish Museum London. Nach London ist Wien die erste Station der Ausstellung, danach wird sie nach Israel und weitere jüdische Museen weltweit wandern.

Spektrum breit gefächert
Den "ganz gewöhnlichen" Menschen Amy Winehouse zeigen laut Kuratorin Peterle gleich drei Stimmen: Durch die Ausstellung führen sowohl ein Essay der Sängerin, den sie im Teenageralter für eine Aufnahmeprüfung schrieb und die Erinnerung ihres Bruders Alex, die Objekte wie etwa die Darstellung des Familienstammbaums, ihre Sudoku- und Kreuzworträtselbücher, die sie nicht gerne in der Öffentlichkeit präsentierte, oder ihre Lieblingsschallplatten und -CDs zwischen Ray Charles, Offspring und dem Micky Mouse-Club runden das Bild ab.

Neue Perspektive
"Es ist ein Blick, den wir nicht kennen - denn meistens war das Bild von Amy Winehouse durch Medienberichte und Skandalmeldungen überlagert", so Peterle. Dabei stehe die Familiengeschichte der Winehouses "stellvertretend für viele jüdische Migrationsgeschichten", wie Direktorin Spera betonte. In den späten 1890er-Jahren flüchtete die Familie aus Weißrussland, wo antisemitische Pogrome immer mehr zunahmen. Auf dem Weg nach New York blieben sie in London hängen, wo Amy Winehouse 1983 geboren wurde.

Info
"Amy Winehouse: Ein Familienporträt", 11. März bis 20. August, Jüdisches Museum Wien - Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, www.jmw.at


 
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel