Besuch ab 18
Jugendverbot für Theaterstück "ESKALATION ordinär"
13.02.2009
Das Jugendamt griff in Schwab-Inszenierung ein. Hier sind Probenbilder zum Stück.
Jugendgefährdend: Entscheidung nach Premiere
Wieder ein
Jugendverbot in der Wiener Kulturszene: Für die Neuproduktion von Werner
Schwabs "ESKALATION ordinär" des Ensemble Theaters sind ab
sofort nur Besucher ab 18 Jahren zugelassen. Bemerkenswert ist, dass diese
Entscheidung erst nach der Premiere gefallen ist. Die für Veranstaltungen
zuständige Magistratsabteilung 36 hatte das Bühnengeschehen für
jugendgefährdend eingestuft und das Jugendamt verständigt.
Sex, Gewalt und Erniedrigung
Die Polizei habe in ihrer
Feststellung unter anderem vermerkt, dass im Stück eine Reihe von sexuellen
Handlungen dargestellt würden sowie Gewalt- und Erniedrigungsszenen zu sehen
seien, bestätigte Michaela Krejcir von der Magistratsabteilung 11
(Jugendamt). Man habe sich mit dem Theater dahingehend geeinigt, dass ab der
heutigen Vorstellung mit einem Schild an der Abendkasse die Besucher auf das
Jugendverbot aufmerksam gemacht würden.
Theaterleiter Dieter Haspel: Schwab-Stücke sind radikal
"Das
ist das erste Mal in meiner über 40-jährigen Theaterkarriere, dass von uns
so etwas verlangt wurde", sagte Theaterleiter Dieter Haspel im
Gespräch. "Ich gebe zu, es ist ein brutales Stück. Wo Worte nicht
ausreichen, wird Gewalt eingesetzt." In der Inszenierung von Peter
Gruber seien jedoch keine nackten Menschen zu sehen, auch seien die Stücke
von Werner Schwab für ihre Radikalität bekannt. Haspel ortet eine "merkwürdige
Doppelbödigkeit und Prüderie" in einer Gesellschaft, in der
es an jedem Zeitungsstand Pornohefte zu kaufen gebe: Man verlange von der
Kunst, dass sie sich mit der Realität auseinandersetze, lasse dies aber
nicht in vollem Umfang zu. "Idyllische Realität? Das ist Heimatroman!"
Weitere Jugendverbote
In Wien sind derzeit gleich zwei
Ausstellungen, nämlich "Porn Identity" in der Kunsthalle und "Erwin
Puls. Die Phantome des Begehrens" im project space mit Jugendverbot
belegt. Im Burgtheater sind Aufführungen von Shakespeares "Die
Rosenkriege" auf Grund der "Drastik der Gewaltdarstellung in
einzelnen Szenen" erst für Besucher ab 15 Jahre erlaubt. Auch die
Vorstellungen der Strawinsky-Oper "The Rake's Progress" im Theater
an der Wien waren nur für Menschen ab 18 Jahren zugelassen.
Foto: (c) Herbert Neubauer