Im Triumphzug durch die Albertina zu ziehen - dieses Privileg genießt ab morgen Kaiser Maximilian I. (1459-1519). Dem Habsburger, der wie nur wenige andere Herrscher Künstler zur Mehrung seines Ruhmes einsetzte und selbst die Kunst der Selbstinszenierung hervorragend beherrschte, gilt eine bis Jänner laufende Ausstellung in der Basteihalle. Im Zentrum von "Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit" steht der von Albrecht Altdorfer und seiner Werkstatt gemalte Triumphzug des Kaisers, der in den vergangenen Jahren einer dreijährigen, aufwändigen konservatorischen Bearbeitung unterzogen wurde und als eines der Hauptwerke der Albertina gilt.
Impressive Kunstwerke Von dem ursprünglich 100 Meter langen Pergament-Fries hat sich nur der zweite, 54 Meter lange Teil erhalten, der zuletzt 1959 gezeigt wurde. Erstmals ist der farbenprächtige Triumphzug, der in Wirklichkeit nie stattgefunden hat und vom Kaiser persönlich konzipiert wurde ("Wir sind hier ganz nahe dran am Kaiser", hob Kuratorin Eva Michel bei der heutigen Presseführung hervor) nicht als Stückwerk, sondern fortlaufend und zusammenhängend zu sehen. Doch wo findet man in der Albertina eine 54 Meter lange Wand? "Es war eine große Herausforderung", bekannte Ausstellungsarchitekt Martin Kohlbauer, und Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder ergänzte: "Ihm ist etwas gelungen, von dem wir lange nicht gewusst haben, wie es geht."
Die Lösung fand sich in einem als gezacktes Band durch die Räume laufenden Vorhang, der den Triumphzug in der zurückhaltend inszenierten und ausgezeichnet geleuchteten Schau den Besucher förmlich entgegengehen lässt. Nahezu unscheinbar darin der Triumphwagen des Kaisers (der ebenfalls nie gebaut wurde), unübersehbar jedoch die mitgetragenen Schlachtengemälde, in denen Altdorfer seine spätere Meisterschaft erkennen ließ. "Hier werden alle Schlachten, ob gewonnen oder verloren, als kaiserliche Siege dargestellt", so Michel, die gemeinsam mit Albertina-Vizedirektorin Marie Luise Sternath die Ausstellung konzipierte.
Maximilian I. verstand sich nicht nur als "letzter Ritter", wovon in der Ausstellung u.a. seine Armbrust, sein Reiterharnisch, sein Prunkschwert oder zwei als miteinander kämpfende Ritter aufgestellte Rüstungen erzählen, sondern war auch das erste kaiserliche Marketinggenie, das zur Mehrung seines Ruhmes auf damals moderne Massenmedien wie den Holzschnitt setzte. Auch weitere Hauptwerke der Schau wie der kolorierte Riesen-Holzschnitt, die von Altdorfer, Dürer und ihren Werkstätten entworfenen und aus 36 Papierbögen bestehenden Ehrenpforte oder Dürers Zeichnung eines Großen Triumphwagens waren als Propagandainstrumente gedacht. 135 Objekte locken in Albertina In der Ausstellung gibt es eine Fülle von Gemälden, Zeichnungen, Drucken, Pokalen, Waffen, Prunk-Büchern, Tapisserien, Gefäßen und anderen Dingen zu entdecken. 135 Objekte wurden zusammengetragen. Prunk ohne Ende, möchte man meinen. Doch ganz zum Schluss beeindruckt ein ganz kleines Bild: Es zeigt den toten Kaiser ganz unstilisiert, mit eingefallenen Wangen, ein ganz normaler Sterblicher wie jeder andere auch. Es ist das erste bekannte Porträt eines Toten. Und wurde, so erfährt man, genauso wie alles andere zuvor von Maximilian I. geplant. Vor Gott wollte er als einfacher, demütiger, dem irdischen Ruhm entsagender Mensch hintreten. Eine letzte mediale Inszenierung, über den Tod hinaus.
Info Die Ausstellung "Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit" wird vom 14.September bis 6.Jänner.2013 in der Albertina gezeigt.
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