86-jährig verstorben
Karikaturist Paul Flora ist tot
15.05.2009
Der aus Tirol stammende Zeichner Paul Flora starb im Alter von 86 Jahren.
Die Schwarzen Raben waren sein Markenzeichen und "Wappentier" - nun sind sie für immer davongeflogen. Der bekannte Zeichner und Karikaturist Paul Flora ist 86-jährig gestorben. In den 60er Jahren einer der gefragtesten Illustratoren, unter anderem für "Die Zeit", konzentrierte er sich nach seinem Rückzug von der publizistischen Bühne ausschließlich auf seine zeichnerische Arbeit. Tiroler, Hexen, Katzen und eben spitzschnabelige Raben kennzeichneten Floras zeichnerische Studien menschlichen Verhaltens, lyrische Landschaften sein Spätwerk.
Sein Leben
Flora wurde am 29. Juni 1922 in Glurns im Vinschgau
in Südtirol geboren. Im Alter von sechs Jahren übersiedelte seine Familie
nach Innsbruck, wo er "inmitten von sechs Geschwistern aufwuchs, eher hastig
und beiläufig erzogen wurde, ein schwieriges Kind war und mehrere
interessante Komplexe bekam, welche seither meine Geschäftsgrundlage
bilden", sagte der Tiroler Zeichner selbst über seine Kindheit. Flora
maturierte 1942 in der Tiroler Landeshauptstadt und schrieb sich an der
Münchner Akademie ein. Während des zweijährigen Kriegsdienstes wurde er in
Kaplitz im Böhmerwald von den Amerikanern gefangen genommen, und kehrte Ende
Mai 1945 nach Innsbruck zurück. Seit 2002 ist er Ehrenbürger der Stadt.
Sein Werk
Im Herbst 1945 hatte er seine erste Ausstellung in
Bern. Noch im selben Jahr zeigte er im Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck
seine Werke. Ab 1953 begann die Zusammenarbeit mit dem Zürcher Diogenes
Verlag und wenig später mit der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". Dort
wurden in vierzehn Jahren über 3.000 seiner Zeichnungen veröffentlicht.
Neben politischen Karikaturen entstanden auch zahlreiche Bildbände, die
Flora als Satiriker und humorigen Zeichner bekanntmachten. Erich Kästner
nannte Flora einmal einen "Bilderschriftsteller", Friedrich Dürrenmatt
bezeichnete ihn als "den Denker und Grübler unter den Karikaturisten." Er
selbst sagte im APA-Interview, ihn "interessieren eigentlich am meisten
Sachen, die es gar nicht gibt, die ich mir ausdenke."
Seine Vorbilder
Sein Faible für alles Makabre und Hintergründige
hat Paul Flora, dessen Vorbilder Alfred Kubin, Henri Matisse, Pablo Picasso
und Oskar Kokoschka sind, bereits als Vierzehnjähriger entwickelt. Neben den
knorrigen Tirolern haben es Flora in seinen Zeichnungen auch die Figuren der
Commedia dell'arte, Gartenzwerge oder Raben angetan. Er wurde nicht müde,
ständig neue kleine Bildgeschichten über diese Figuren zu erfinden. Aus dem
Blickwinkel des messerscharfen Beobachters hält er in seinen Feder- und
Bleistiftzeichnungen das Wesen menschlicher Verhaltensweisen fest. Floras
liebstes Werkzeug war die Tuschfeder, der reine Strich seiner fein
ziselierten Zeichnungen wurde zu einem unverwechselbaren Stil.
Seine Verdienste
Im Alter von 82 Jahren erhielt Flora das Große
Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Floras
"liebenswürdige Art, aus einem fein gesponnenen Netzwerk von
Stahlfederstrichen fantastische Realitäten, Surrealitäten und Irrealitäten
entstehen zu lassen", habe ein unverwechselbares Werk entstehen lassen, "dem
trotz aller Schärfe nie Boshaftigkeit, Zynismus oder Bösartigkeit eigen
ist", hieß es damals in der Begründung. Zwei Jahre zuvor hatte die Tiroler
Landesregierung anlässlich des 80. Geburtstages des Künstlers den mit 10.000
Euro dotierten Paul Flora-Preis ins Leben gerufen. Die jährliche Wahl nahm
Flora stets persönlich vor.
Seine Ausstellungen
Erst anlässlich seines 85. Geburtstags 2007
waren umfangreiche Ausstellungen seiner Werke in Innsbruck, Feldkirch,
Hamburg, Zürich und Salzburg zu sehen, im Diogenes Verlag (wo rund 30 eigene
Bücher Floras herausgekommen sind) erschienen zwei Bücher mit Erinnerungen
und den besten Zeichnungen des Künstlers. Außerdem wurde ein von Erich
Meyer, Linz, 1996 entdeckter und jahrelang beobachteter Asteroid, dessen
Bahn zwischen jener der Planeten Mars und Jupiter verläuft, mit dem Namen
"Paul Flora" bedacht. Und behält ihn für immer.