"Ich habe ein Verhältnis mit Wien, deshalb komme ich so gerne her. Ich liebe es hier. Es ist sehr romantisch. Es gibt so viel Liebe in Wien – und noch mehr Sex."
Wenigstens mit ihren Zwischenansagen, bei denen ihr auch schon einmal das Wort "Motherfucker" rausrutschte, zeigte Katy Perry so etwas wie Vollmundigkeit. Sonst lieferte sie vor 15.000 Fans in der ausverkaufen Wiener Stadthalle mit der 110-minütigen Zuckerl-Pop-Show im Höchst-Dezibel-Bereich eher Krabbelstuben-Entertainment, einzuordnen in die Riege von Teletubbies, Kasperltheater, Tipsy, Lala und Co.
Karneval
Die Bühne: eine mit Zuckerwatte und Lollipops ausstaffierte Kinderjause
. Die Zwischenfilme: banale Peinlichkeiten mit bösem Fleischhauer und bravem Zuckerbäcker. Und die Kostüme: ein schrilles Sammelsurium aus Karnevals-Relikten. Bunt: ja, sexy: Fehlanzeige! Da nützte auch der neu hinzugekommene blaue Mini-Body nichts. Den trug sie zum Whitney-Houston-Cover I Wanna Dance With Somebody, das sie aus dem Zugabenblock in den regulären Set geholt hatte – eine dramaturgisch völlig falsche Entscheidung, der mit tanzender lila Fellkatze (!) auch gleich jegliche Brisanz genommen wurde.
"I Kissed A Girl"
Lediglich bei Welthits wie Teenage Dream, Fireworks oder dem beeindruckenden Sieben-Kostüme-in-einem-Song-Zaubertrick
zu Hot N’ Cold wurde deutlich, warum Katy Perry als Pop-Phänomen gilt. Vor allem den Heuler I Kissed A Girl, den sie als simplen Bar-Jazz startete und dann zum großen Pop-Knüller steigerte, konnte man fast schon als epochal einstufen.
Heiße Luft
Vielleicht aber auch nur, weil der Rest gar so banal war. Selbst das spontan anmutende Unplugged-Medley rund um die Coverversionen Only Girl In The World (Rihanna) und BigPimpin’ (Jay-Z) entpuppten sich als hundertprozentige Wort-und-Gesten-Doublette aller vorangegangenen Konzerte. Selten wurde die volle Stadthalle mit so viel heißer Luft gefüllt ...