Neuerscheinung
Kirche, Hölle, Tod und Teufel
11.11.2016„Auf Teufel komm raus“ ist kompetente Kritik und provokante Bilanz.
„Was war es, das mich so sehr an der Figur des Teufels interessierte? Hatte ich je das Gefühl, dass der Teufel, den Katecheten und Priester so leichtfertig in ihren Predigten heraufbeschworen, eine reale Gefahr für mich bedeutete? Nein, sicher nicht“, schreibt Gertraude Portisch in ihrem neuen Buch Auf Teufel komm raus.
„Und meine Großmutter, die es auf sich genommen hatte, meine religiöse Erziehung zu übernehmen, hatte den Teufel aus ihrem Vokabular gestrichen und hat mir nie mit dem Teufel Angst gemacht. Für sie war die Religion eine Ansammlung von wunderschönen Geschichten, und auch der ganze Horror der Kreuzigung Christi und die Geschichte der Märtyrer blieben mir erspart.“
Auf Teufel komm raus (EP-Verlag) ist eine kompetente, hochinteressante, kirchen- und religionskritische, amüsante und provokante – in jedem Fall sehr empfehlenswerte – Phänomenologie des Teufels.
Doch nicht nur mit dem Teufel – diesem „Hirngespinst einer machthungrigen Kirche“ –, auch mit angrenzenden Phänomenen wie etwa der „Hölle“ beschäftigt sich Gertraude Portisch in ihrer literarischen Teufelsaustreibung:
»Die Kirche heizte den Menschen ein«
Die Kirche habe „nicht gezögert, diese Hölle reichlich sadistisch auszumalen und den Menschen ordentlich ,einzuheizen‘! Seither haben die Menschen eine ,höllische‘ Angst vor dieser Hölle, in die sie nach dem Letzten Gericht befördert werden, wenn sie nicht mit dem Segen der Letzten Ölung und Beichte das Zeitliche segnen. Es war nicht genug, dass sie alt und krank waren, ein Priester musste auch zur Stelle sein!“, schreibt Gertraude Portisch.
Misshandlung. Auch der Schock über die teuflische Praxis der Kindesmisshandlungen durch den katholischen Klerus kommt in Auf Teufel komm raus auf den Tisch: „Das ganze, lang aufgebaute Gerüst der katholischen Kirche gerät durch die Kindesmisshandlungen ins Wanken. Dogmen werden hinterfragt und der Zölibat in Zusammenhang mit dem Kindesmissbrauch durch Priester und sogar Mönche ist nicht zu übersehen, obwohl der Zölibat nicht einmal ein Dogma ist. Jetzt erst wird die Geheimnistuerei der ganzen Institution öffentlich diskutiert und Priester, die in TV-Diskussionen auftreten, um die Skandale zu verniedlichen, zeigen die Unfähigkeit der Kirche, sich gegen Beschuldigungen zu wehren. Ja, sie klingt einfältig und unglaubwürdig!“, kritisiert die Autorin.
»Die Abschaffung des Zölibats ist sehr fraglich «
Die Herausforderungen für Papst Franziskus angesichts der Hürden und Bürden innerhalb der katholischen Kirche seien enorm: „Und so hat er begonnen, mit starker Hand Auslese zu betreiben. Schon jetzt hat er viel bewegt. Er ist ein Mann mit einem Plan und gewisse Personen will er auch auf sehr diplomatische Weise auf seinen Weg verweisen. Ob er den Zölibat, der ja kein Dogma ist, doch seit der Synode von Pavia 1022 durch Benedikt VIII. gemeinsam mit Heinrich II. für alle höheren Kleriker zur Pflicht wurde, wirklich abschaffen kann, ist fraglich. Aber Franziskus ist auch Diplomat und versucht Peitsche und Zuckerbrot zu vereinen, indem er einige sehr konservative Kardinäle – vielleicht nur zum Schein – auf ihren Posten belässt, während er viele andere, die seinen neuen Ideen entgegenstanden durch fortschrittlichere ersetzte“, schreibt Gertraude Portisch.
Widmung. Gewidmet hat die Autorin ihr neues Buch dem geliebten Ehemann, dem Vorbild vieler Journalisten, Hugo Portisch. (hir)