Buch der Woche

Kling: Vom kecken "Neinhorn" zum heftigen Polit-Thriller "VIEWS"

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Erfolgsautor Marc-Uwe Kling versucht sich nach Kinderbüchern erstmals im Crime-Genre 

Wandlung. Der Marc-Uwe Kling, ja ist das nicht der Autor, der das lustige Neinhorn, dieses klugschräge Kinderbuch, rund um ein stures Einhorn geschrieben hat? So oder ähnlich könnten Gespräche künftig in der Buchhandlung beginnen, wenn man den Polit-Thriller VIEWS überreicht bekommt. Dieser stammt nämlich von Kling und ist das erste Werk des 42-Jährigen in diesem Genre.

Verstörend. Die titelgebenden Views können sich hier sowohl auf Standpunkte, als auch auf das Betrachten eines Videos beziehen.

Um letzteres geht es gleich umgehend: Ein Clip mit verstörend-brutalem Inhalt breitet sich im Netz aus. Darin ist die Gruppenvergewaltigung der vermissten 16 Jahre alten Lena Palmer (ja, der Name ist eine intertextuelle Anspielung auf Twin Peaks) zu sehen.

Video führt zu Ausschreitungen

Rassismus. Ein deutsches Mädchen, migrantische Täter; das Video ist, wie es im Buch heißt... Sprengstoff. Denn schnell dreht sich alles um die Debatte, wie mit "solchen" Tätern umgegangen werden muss. Kein Zufall ist es darum, dass die "Vorzeigemigrantin" Hauptkommissarin Yasira Saad, mit dem Fall betraut wird. Die Hoffnung ist groß, dass sie und ihr Team Lena rasch finden, die Täter einlochen und den Schaden begrenzen. Doch es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Hetze wird immer heftiger und es kommt zu Ausschreitungen auf der Straße, Rechte machen mobil...

Deutlich. Rasant, schonungslos und leider durchaus einen aktuellen Nerv treffend: Das ist VIEWS. Kling scheut weder vor deutlichen Schilderungen zurück, noch vor dem Durchdenken, wie eine einzelne Tat ein ganzes Land verändern kann. Kling ist das Genre-Hopping ins Crimefach durchaus gelungen. Bedrückend, aber gut.  

Judith Leopold

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