Der Pionier elektronischer Musik starb in Deutschland nach kurzer, schwerer Krankheit.
Der Komponist Karlheinz Stockhausen ist tot. Wie am Freitag bekannt wurde, starb er am Mittwoch im Alter von 79 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in seinem Wohnort Kürten bei Köln. Stockhausen gilt als einer der renommiertesten Nachkriegskomponisten und Pionier der elektronischen Musik. Sein Werk umfasst nach Angaben des Stockhausen-Verlages 362 Werke. Die Beerdigung im engsten Familienkreis ist für kommenden Donnerstag geplant.
Würdigung
Der Komponist Udo Zimmermann würdigte die
beispiellose Komplexität des Oeuvres von Stockhausen. Seine "7 Tage" seien
ein "Hauptwerk wie der "Ring des Nibelungen"" von Richard Wagner. Zimermann
plant bei seinem Münchner Musikfestival im Jänner zum 80. Geburtstag
Stockhausens dessen Werk "Mixtur" (1993) aufzuführen.
Begann Karriere in den 50er Jahren
"Es sollte nichts in meiner
Musik klingen wie etwas anderes", sagte Stockhausen einmal. Nach Angaben des
Westdeutschen Rundfunks (WDR) hatte der aus Mödrath bei Köln stammende
Künstler mit diesem Anspruch Anfang der 50er Jahre seine Karriere als
Komponist begonnen. Nach Musikhochschule und Universität in Köln widmet er
sich der Neuen Musik und wurde rasch einer ihrer prominentesten Vertreter.
Zu seinem Markenzeichen wurde Musik, die ohne Hilfe klassischer akustischer
Instrumente erzeugt wird. Zu den frühen Erfolgen gehört die elektronische
Komposition "Gesang der Jünglinge" (1955/56), die Vertonung eines biblischen
Themas.
Von 1962 bis 1990 leitete Stockhausen das WDR-Studio für elektronische Musik. Die Verbindung zu dem Sender dauerte darüber hinaus. So realisierte der WDR im Februar 2003 die Uraufführung von "Hoch-Zeiten", einem Teil des Opern-Zyklus "Licht".
Übte oft Kritik an zeitgenössischer Musik
Der Künstler
nahm sich stets die Freiheit, zeitgenössische Musik, viele deutsche
Dirigenten und Orchester zu kritisieren. Als er sich aber unbedacht in einem
Interview zu den New Yorker Anschlägen vom 11. September 2001 äußerte, löste
er eine Welle der Empörung aus. Die Terroranschläge hatte der Komponist als
"das größte Kunstwerk, das es überhaupt gibt für den ganzen Kosmos"
bezeichnet. Daraufhin hagelte es Kritik, und Konzerte mit ihm wurden
abgesagt.
Stockhausens Arbeiten werden heute in aller Welt gespielt. In seine Klangwelten mischen sich auch Menschenstimmen, Geräusche und Synthesizertöne. Die Arbeiten des Musikers waren zudem vom japanischen Zen-Buddhismus inspiriert. "Das Essenzielle meiner Musik ist immer religiös und spirituell, das Technische ist nur Erläuterung", sagte er einmal. Oft dirigierte und leitete er die anspruchsvollen Aufführungen selbst.
Meisterhaft
"So bewusst, wie er Musik gemacht hat, so bewusst,
ist er auch gegangen. Meisterhaft", sagte seine 1973 von ihm geschiedene
zweite Ehefrau Mary Bauermeister am Freitag in Rösrath. Sein jüngster Sohn,
der Musiker Simon Stockhausen, sagte in Berlin: "Er war mein Lehrer zu
Beginn. Seit ich fünf Jahre alt war, hat er mich gut ausgebildet. Er hat
sehr viel Liebe investiert, dass seine Söhne in seine Fußstapfen treten. Das
war sein klares Ziel." Karlheinz Stockhausen hinterlässt sechs Kinder.