Mega-Tour
Kravitz über Obama, Sarkozy und Musik
07.04.2009
Im Mittelpunkt der Tournee steht sein vor 20 Jahren erschienenes Debütalbum "Let Love Rule"
"Ich will damit nicht reich werden, sondern mein Vergnügen haben."
Das sagte Lenny Kravitz über seine kommende Tournee, die den US-Rockstar am
12. Juni nach Innsbruck (Olympiahalle) und am 13. Juni nach Wien
(Stadthalle) führt, am Montagabend vor Journalisten in Paris. Dort probt der
bald 45-Jährige für seine Konzertreise in 55 Städte. Im Mittelpunkt der
Auftritte steht sein vor 20 Jahren erschienenes Debütalbum "Let
Love Rule", das zum Jubiläum als Sonderedition neu aufgelegt wird.
Bescheiden
trotz Erfolg
Der vierfache Grammy-Gewinner kam im Luxuswagen,
schritt über einen roten Teppich und gab sich dennoch sehr bescheiden: "Ich
bin gesegnet und dankbar dafür, wo ich heute stehe", so der
bestens gelaunte Kravitz auf die Frage, wie er sich nach 20 Karriere-Jahren
so fühle. Und auf sein Erfolgsgeheimnis angesprochen: "Ich war
immer ich selbst, bin keinem Trend gefolgt, sondern habe meine Musik
gemacht. Ich werde auch weiterhin einfach ich selbst sein."
Über
Obama
"Es ist wunderbar", kommentierte Lenny Kravitz bei
einer Pressekonferenz am Montagabend in Paris den Umstand, die gleiche
Hautfarbe wie Barack Obama zu haben. "Ich bin wie er halb schwarz und
halb weiß. Es tut gut, einen Präsidenten zu haben, der beide Seiten versteht."
Kravitz präsentierte in der französischen Metropole eine auch nach
Österreich führende Jubiläumstour und eine CD-Sonderedition anlässlich des
20-jährigen Jubiläums seines Debüts "Let Love Rule".
Sarkozy
hört Kravitz
Auch über das französische Staatsoberhaupt wurde
bei dem Pressetermin geplaudert. Nicolas Sarkozy hatte dem Rocker nämlich
einen Brief geschrieben. "Darin steht, dass er mein letztes Album mag",
berichtete Kravitz, der auch gleich betonte, wie ernst es der Politiker
meint: "Er nannte ganz spezielle Songs, er hat sich also wirklich damit
auseinandergesetzt." Für Gelächter sorgte die Anmerkung des bald
55-Jährigen, er kenne Carla Bruni "von früher" - um dann
mit entsprechenden Gesten jeden zweideutigen Verdacht von sich zu weisen.
Bodenständig
Die
Karriere war ebenfalls ein Themenschwerpunkt. Hat sich Kravitz den
langanhaltenden Erfolg vor 20 Jahren erträumen lassen? "Ich hatte
damals keine Idee. Ich habe auch gar nicht darüber nachgedacht. Ich war sehr
vorsorglich und habe von meinem ersten verdienten Geld ein Haus für die
Familie auf den Bahamas gekauft. Ich wusste ja nicht, wie es weitergehen
würde. Darum wollte ich erst einmal ein Dach über dem Kopf."
"Stehen an einer Kreuzung"
Das Grundthema von "Let
Love Rule" habe auch 2009 seine Gültigkeit, erklärte Kravitz. "Wir
stehen an einer Kreuzung: Liebe und Hoffnung oder Krieg und Zerstörung. Ich
glaube, wenn wir uns für den falschen Weg entscheiden, dann könnte das
diesmal wirklich fatal für die ganze Welt enden."
Verständnis
für Fans
Kein hartes Vorgehen gegen Fan- und Musik-Videos im
Internet wünschte sich der Star. "Ich bin prinzipiell dafür, dass
Künstler für ihre Arbeit bezahlt werden sollten. Aber ich habe Verständnis,
dass Fans, die oft auch kein Geld haben, ihre Videos ins Netz stellen bzw.
Videos im Netz sehen wollen. Wie gesagt, ich bin eigentlich für eine
entsprechende Entlohnung der Künstler. Aber ich führe ein gutes Leben, habe
dreimal am Tag zu essen. Also..."
Ruhepunkte
Wird Lenny
Kravitz der Trubel zu viel, dann sucht er das Weite: "Ich verschwinde
gerne in die Berge oder in die Wälder, wo ich mich mit Leuten umgebe, die
nicht wissen, wer ich bin. Oder zumindest nicht, was ich tue." Als
Karriere-Höhepunkt beschrieb er Kooperationen mit seinen "Helden":
"Zum Beispiel mit Mick Jagger im Studio zu singen. Mit Leuten zu
arbeiten, die den Rock'n'Roll definiert haben. Heute gehe ich noch mit Bob
Dylan essen."
"Musik aus dem Herzen machen"
Sein
Leben habe sich natürlich in 20 Karriere-Jahren zwangsläufig verändert,
betonte Kravitz. "Nicht aber meine Persönlichkeit. Das lasse ich nicht
zu. Ich habe immer versucht, Musik aus dem Herzen zu machen. Als Musiker bin
ich gewachsen. Und ich bin noch sehr hungrig. Das nächste Album wird krank."
Facettenreicher
Musiker
Der Sänger, "Gitarrengott" und
Multiinstrumentalist hat Einflüsse aus zwei Dekaden Rockmusik in seine Songs
eingebunden und sich von der Musik großer Vorbilder (manchmal mehr als nur)
inspirieren lassen. Beim Zusammenführen der Zutaten erwies sich der New
Yorker oft als brillant. Was er nach der Pressekonferenz mit einem sechs
Stücke umfassenden Live-Einblick in die Tourproben untermauerte: Zunächst
machten ein energiereicher Kravitz und seine grandiose Band das ursprünglich
nicht einmal drei Minuten lange "Freedom Train" zu einer
wunderbaren, ausufernden Gitarren-Jam-Jimi-Hendrix-Session. Dann folgte mit "Let
Love Rule" ein 60iger-Flower-Power-Ohrwurm, um dann Funk und Soul der
Siebziger nachzuschießen.
Songs
"Dancin' Till Dawn"
reicherte Kravitz mit Versatzstücken aus "Billy Jean" und "Another
Brick In The Wall" an. Ein ebenso fein instrumentiertes (inklusive
Hammond-Orgel und Bläser), extrem groovendes "Are You Gonna Go My
Way", bei dem sich Lenny und sein zweiter Gitarrist mit den
Instrumenten erneut "duellierten", beendete den musikalischen
Schaulauf, der Appetit auf mehr machte. Mit "Mr. Cab Driver" hatte
es zuvor noch einen dritten Track aus dem Debütalbum gegeben.
Auftritte
sind Mischung aus alt und neu
"Diese Shows werden viele Lieder
von 'Let Love Rule' enthalten, aber nicht in der Reihenfolge wie auf dem
Album", kündigte Kravitz an. "In einer einzigen Stadt werden
wir die komplette Platte spielen. Ich kann noch nicht sagen, wo. Es wird
jedenfalls eine einmalige Sache." Jüngere Hits sollen ja auch Platz
finden in dem Programm mit dem Titel "LLR 20(09)".