Musikdirektor der Wiener Staatsoper will sich auf Behandlung konzentrieren.
Bei Stardirigent Seiji Ozawa (74), der noch heuer als Musikdirektor der Wiener Staatsoper abtritt, ist Krebs diagnostiziert worden. Er habe für die nächsten sechs Monate alle Auftritte abgesagt, um sich auf die Behandlung zu konzentrieren, teilte sein Büro am Donnerstag mit. Schon 2006 war Ozawa wegen einer akuten Lungenentzündung im Spital und für mehrere Monate ausgefallen.
Ioan Holender betroffen
Betroffen äußerte sich der Direktor der
Wiener Staatsoper, Ioan Holender, am Donnerstagvormittag über die "schwere
Erkrankung" von Musikdirektor Seiji Ozawa. Er "bedauere es sowohl persönlich
als auch für das Haus außerordentlich, dass Seiji Ozawa im letzten halben
Jahr unserer gemeinsamen Amtszeit seine Tätigkeit nicht ausüben kann. Unsere
besten Wünsche und Gedanken gelten Seiji Ozawa." Für die
Jänner-Vorstellungen des "Figaro" am 15., 18., 20. und 25. wird Adam Fischer
übernehmen.
Speiseröhrenkarzinom
In der Nacht auf Donnerstag hatte
Ozawas Büro in Tokio bekanntgegeben, dass der 74-jährige Dirigent bis Juni
alle Auftritte abgesagt habe, um sich auf die Behandlung seiner
Krebserkrankung zu konzentrieren. Im Dezember sei bei einer
Routineuntersuchung ein Speiseröhrenkarzinom in einem frühen Stadium
diagnostiziert worden. Der Dirigent hoffe, bis zum August "vollkommen
wiederhergestellt" zu sein, hieß es bei der Pressekonferenz in Tokio, bei
der auch Ozawas Arzt zugegen war.
Laut Staatsopern-Homepage sollte Ozawa im Februar "Die Zauberflöte für Kinder" sowie im Juni mehrere Vorstellungen von Tschaikowskis "Eugen Onegin" leiten. Im Großen Saals des Musikvereins stand laut Homepage zudem im Juni ein Konzert mit dem Wiener Symphonie Orchester auf dem Programm.
Große Anerkennung
Der am 1. September 1935 in der
Mandschurei als Sohn japanischer Eltern geborene Ozawa war einer der ersten
Asiaten der im Klassik-Bereich im Westen große Anerkennung fand. Der
Dirigent war lange Zeit - 1973 bis 2002, als er den Posten des
Musikdirektors in Wien übernahm - Musikalischer Leiter des Boston Symphony
Orchestra. In seiner Heimat gründete er ein jährliches Festival in Matsumoto
in Erinnerung an seinen Lehrer Saito Kinen.
Studiert hat Ozawa in der Toho Gakuen School of Music in Tokio zunächst Klavier, dann Dirigieren und Komposition. Danach setzte er seine Ausbildung in Europa fort. 1959 gewann er den Dirigentenwettbewerb in Besancon, 1960 den Sergei Koussevitzky-Preis. Er war Assistent von Herbert von Karajan und Leonard Bernstein. Im Laufe seiner Karriere hat er mit allen berühmten Orchestern zusammengearbeitet und gastierte an allen wichtigen Opernhäusern. Er leitete auch das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2002.