Musical
Kronprinz Rudolf: Ein österreichischer Hamlet?
19.02.2009
Das Musical "Rudolf-Affaire Mayerling" hat am 26.2. Premiere
Reise von der realen Welt in die Gefühlswelt
Als "Hamlet
von der Donau" sieht Regisseur David Leveaux Kronprinz Rudolf von
Österreich. Der Broadway-erfahrene Künstler inszeniert derzeit für die
Vereinigten Bühnen Wien (VBW) das Musical "Rudolf - Affaire
Mayerling", das am 26. Februar im Wiener Raimund Theater Premiere hat. "Ich
möchte keine melancholische Reise inszenieren", sagt Leveaux, "es
soll nicht alles auf den Tod am Ende zusteuern. Vielmehr will ich eine Reise
von der realen Welt in die Gefühlswelt und zurück."
Selbstmord als Ausweg
Das Musical erzählt, basierend auf
Frederic Mortons Roman "Ein letzter Walzer", die Geschichte eines
Hoffnungsträgers, eines Revoluzzers, eines Visionärs und eines
Todesfreundes, der an der Starrheit des politischen Systems zerbricht. Am
Ende bleibe Rudolf eben nur mehr eine Handlung, durch die er Willensstärke
zeigen kann: der Selbstmord. "Ich sehe diesen nicht nur als 'Nein',
sondern auch als 'Ja'", sagt Leveaux. Jack Murphy hat das Buch der
Bühnenfassung und die Lyrics verfasst, die Musik kommt von Frank Wildhorn ("Jekyll&Hyde").
Rudolf wird von Drew Sarich verkörpert, den man hierzulande schon in "Hair"
und "Barbarella" sehen konnte, Newcomerin Lisa Antoni spielt Mary
Vetsera.
Der Tod ist von Anfang an präsent
"Wir beginnen den
Abend mit einem Stück im Stück. Auf einer Operettenbühne erschießt sich eine
Frau, Rudolf und Mary beobachten das vom Publikum aus, Mary ist fassungslos
und geschockt. Doch sie kommt zu der Überzeugung: Besser man stirbt schnell
mit einem Mal als jeden Tag ein bisschen", sagt der Regisseur. Mehr
noch als in anderen Bühnen-Bearbeitungen von Rudolfs Schicksal wird Mary
Vetsera als starke Figur eingeführt: "Sie zeigt ihm, dass das, was
er sich in seiner Fantasie an Veränderungen und Umwälzungen vorstellt,
möglich wäre, wenn er sich nur traute. Sie ist die treibende Kraft hinter
Rudolf."
Über die Rolle
"Sie ist politisch engagiert, aktiv,
viel aufrührerischer als sie in Wahrheit war. Das macht die Rolle interessant",
sagt Antoni im Interview über ihre Rolle. Sarich sieht die Schwierigkeit als
Rudolf-Darsteller darin, "dass alle die Geschichte kennen und wir
trotzdem Spannung kreieren wollen." Für ihn sei Rudolf "ein
Vogel, der gegen seinen Käfig fliegt", so Sarich.
Uwe Kröger in dunkler Rolle
Ein Käfig, der auch von
Gegenspieler Ministerpräsident Taaffe gebaut wird - in dieser Rolle wird Uwe
Kröger seine dunkle Seite hervorkehren. "Meine Figur ist ein
höchst intelligenter Polit-Stratege. Er verkörpert die brutale Realität der
Zeit", so Kröger. "Die Rolle ist jener des Richelieu in 'Drei
Musketiere' ähnlich, die ich ja schon gespielt habe - und sie ist eine fein
gearbeitete Figur". In weiteren Rollen sind Carin Filipcic, Wietske van
Tongeren und Claus Dam zu sehen.
Intimität und Geschichte
Bereits 2006 fand in Kooperation
mit den Vereinigten Bühnen Wien (VBW) die Uraufführung am Budapester
Operettentheater statt. Nun spricht man bei den VBW von der Uraufführung der
Wiener Fassung, die mehrmals verschoben worden war, um Platz für die
Wiederaufnahme von "Rebecca" im Raimund Theater und die Premiere
der "Producers" im Ronacher zu schaffen. "Im Vergleich zur
Aufführung in Budapest, die sehr spektakulär war, will ich die Intimität
mehr in den Vordergrund bringen", sagt Leveaux. "Wir bewegen uns
die ganze Zeit zwischen den beiden Dimensionen: Intimität und Geschichte."
Denn die Herausforderung bei "Rudolf" sei, "den historischen
Hintergrund zu belassen und ihn mit Persönlichem zu verbinden."
Fotos: (c) Reuters, APA/HELMUT FOHRINGER