Mit einer schlanken, zeitlosen Inszenierung von Oscar Wildes "Lady Windermeres Fächer" setzt das Theater in der Josefstadt seinen erfolgreichen Saisonauftakt fort. Regisseur Janusz Kica bewies bei der Premiere am 18. Oktober Abend Mut zum Strich und entlockte dem Ensemble starke Leistungen. Dafür gab es nach knapp 100 Minuten viel Applaus.
Zurück in die Vergangenheit Das Setting der 1892 uraufgeführten Gesellschaftskomödie ist - aus heutiger Sicht - denkbar gestrig: Die junge Lady Windermere (Pauline Knof) erfährt von dem Gerücht, dass ihr Ehemann nicht nur regelmäßig eine Dame zweifelhaften Rufs besucht, sondern ihr auch finanziell ordentlich unter die Arme greift. Dann bittet er seine Gattin auch noch, besagte Mrs. Erlynne zu ihrem Geburtstagsball einzuladen, um die Gefallene wieder in die Gesellschaft einzuführen. So weit, so aus der Welt.
Durch Mut zur Lücke in die Gegenwart Doch es wäre nicht Oscar Wilde, wenn die Figuren nicht voller Geist und auch Selbstkritik wären. Und so schafft es Regisseur Kica mit ein paar kräftigen Strichen, die Komödie weitgehend aus dem damaligen zeitlichen Kontext hinein in eine Andeutung der Gegenwart zu heben.
Mit klaren Sätzen zur Aktualität "Ach, heutzutage sind wir alle so verarmt, dass das einzige, was wir geben können, Komplimente sind", heißt es etwa augenzwinkernd von Lord Darlington (Martin Niedermair), der eine Spur zu hysterisch um die Gunst der Lady Windermere wirbt. Oder: "Heutzutage scheinen die Leute das Leben als eine Spekulation anzusehen". Es sind Sätze wie diese, die das Stück zuweilen aktuell wirken lassen. Dennoch ist Janusz Kica nie versucht, den Bogen zur Gegenwart hin zu überspannen, was sich auch in dem schlichten, funktionellen und ästhetisch ansprechenden Bühnenbild von Karin Fritz niederschlägt. Die Szenen im Hause Windermere spielen teils vor einer von feinen Rissen durchzogenen weißen Rückwand oder völlig in dunkler Kulisse, die lediglich durch einige Fauteuils aufgelockert wird.
Ensemble glänzte mit Leistung Der wahre Trumpf des Abends sind jedoch die intensiven schauspielerischen Darbietungen: Allen voran Andrea Jonasson, die es als unnahbare, kokette Mrs. Erlynne vermag, alle Menschen um sie herum wie Marionetten zu ihren Gunsten durch die Szenerie zu bewegen. Von ähnlicher intrigantischer Souveränität ist Herzogin von Berwick, die Sona MacDonald mit viel Leidenschaft gibt. Pauline Knof als Lady Windermere wächst während der 100 Minuten glaubwürdig von der naiven Puritanerin zur die Abgründe der Liebe erahnenden Ehefrau.
Männer haben es jedoch schwer Bei dieser geballten Wucht an weiblicher Überlegenheit haben es Wildes Männer in diesem Stück schwer: Sie dienen über weite Strecken mehr als Stichwortgeber, denn als Herren der Situation. Christian Nickel füllt die Rolle des Lord Windermere jedoch mit der nötigen Verzweiflung, Martin Niedermair gibt glaubwürdig den liebestollen Nebenbuhler. Abgerundet wird die ins Trudeln geratene feine Gesellschaft durch scharfzüngige Einwürfe der Herren Lord Augustus Lorton (Andre Pohl), Mr. Dumby (Alexander Waechter) und des Butlers, den Gideon Singer in seinen wenigen Auftritten amüsant zeichnet. Ein kurzweiliger Abend, schön anzusehen und für einige Lacher gut.
Info Das Stück "Lady Windermeres Fächer" von Oscar Wilde wird noch an folgenden Termin im Theater in der Josefstadt aufgeführt: 19., 20. und 21. Oktober sowie am 1., 2., 19., 22. bis 24. und 26. November. Karten sowie alle weiteren Informationen erhalten Sie unter www.josefstadt.org.
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