Mit 95 Jahren
Legendärer Disney-Zeichner Johnston gestorben
16.04.2008
Er schuf Schneewittchen, Bambi und das Dschungelbuch. Mit 95 Jahren starb der Zeichentrickspezialist an Altersschwäche.
Er brachte "Bambi" zum Leben und schuf "Die Dschungelbuch"-Helden Mowgli und Baloo, dachte sich Figuren für "Schneewittchen und die sieben Zwerge", "Peter Pan" und "101 Dalmatiner" aus, zauberte sie aufs Papier und auf die Leinwand. Mit dem Tod des legendären Animationskünstlers Ollie Johnston ist ein großes Kapitel des Disney-Trickfilms zu Ende gegangen.
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Er war das letzte noch lebende Mitglied der
berühmten "Nine Old Men", einer Gruppe von neun Chef-Zeichnern, die
gemeinsam mit Walt Disney dessen erfolgreichste Filme entwarfen. Johnston
starb 95-jährig in einem Pflegeheim im US-Staat Washington an Altersschwäche.
Begann in den 30ern
Der kalifornische Trickfilmzeichner hatte
Mitte der 1930er Jahre seine Arbeit bei den Disney-Studios aufgenommen. Dort
wirkte er zunächst an Kurzfilmen, dann an abendfüllenden Zeichentrickfilmen
mit. Zur langen Liste seiner Werke zählen auch "Alice im Wunderland", "Susi
und Strolch", "Dornröschen", "Aristocats" und "Robin Hood". Bei einem seiner
letzten Einsätze als Chef-Zeichner schuf er die Katze Rufus für den Film
"Bernard und Bianca - Die Mäusepolizei" (1977).
"Frank and Ollie"
Johnston arbeitete oft mit dem
Zeichner Frank Thomas zusammen, was dem talentierten Duo den Spitznamen
"Frank and Ollie" einbrachte. Alleine am "Dschungelbuch" mit dem pfiffigen
Jungen Mowgli und dem Bär Baloo arbeiteten sie mit über 250 Leuten gut drei
Jahre lang daran, vom groben Entwurf über 320.000 Einzelzeichnungen mit
charakteristischen Songs und den passenden Sprechern ein anrührendes
Meisterwerk zu schaffen.
"Die Beziehungen der Charaktere untereinander müssen langsam und gründlich durch Handlungen, Ausdrücke und Gefühle aufgebaut werden", sagten Thomas und Johnston über ihre Arbeit.
Unzertrennliches Duo
Nach ihrer Pensionierung schrieben Johnston
und Thomas gemeinsam mehrere Bücher über die Zeichentrickkunst. 2001 waren
sie zusammen bei der großen Feier zu Walt Disneys 100. Geburtstag in dem
Vergnügungspark Disney World in Orlando/Florida auf Einladung von Roy
Disney, Neffe des 1966 gestorbenen Gründervaters, mit dabei. Thomas starb im
Jahr 2004 im Alter von 92 Jahren.
Mann großer Gefühle
Johnston galt als der Experte für
gefühlvolle Momente. "In Ollies Szenen ist die Bandbreite der Emotionen
durch ganz feine Veränderungen in den Augen, Mündern und den Händen seiner
Figuren zu sehen", würdigte Glen Keane ("Die Schöne und das Biest") die
Arbeit seines Kollegen. "Ollie fühlte mit seinen Charakteren regelrecht mit.
Seine Animation war kein intellektueller Vorgang, sondern es kam aus seinem
Innersten heraus", so Keane.
2005 wurde Johnston daher von US-Präsident George W. Bush mit der "National Medal of Arts" ausgezeichnet.
"Ollie gehörte zu einer fantastischen Generation von Künstlern, den wahren Pionieren, die den Animationsfilm zu der Kunstform entwickelten, wie wir sie heute kennen", erklärte der frühere Vizepräsident und Berater von The Walt Disney Co., Roy Disney. Johnston hinterlässt zwei Söhne. Mit seiner 2005 verstorbenen Frau Marie war er 63 Jahre lang verheiratet.