Erregte Gemüter

Leopold Museum: Eklat um Penis-Plakat

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"Manche ertragen es nicht, einen nackten Menschen zu sehen", erklärt  ein Sprecher.

Drei Penisse unter Beschuss: Das Werbesujet des Wiener Leopold Museums für die kommende Ausstellung "nackte männer" (ab 19. Oktober), das drei unbekleidete Fußballer zeigt, wird von der Kultureinrichtung mit Balken an den Anstoß erregenden Stellen überklebt. Man habe zahlreiche Proteste gegen das Foto erhalten, weshalb man sich nun freiwillig zum Handeln entschlossen habe, so ein Leopold-Sprecher gegenüber der APA: "Wir wollen niemanden verletzen und weder Kinder noch Erwachsene verstören. An sich handelt es sich lediglich - passend zum Thema der Ausstellung - um die künstlerische Darstellung von drei nackten Männern. Wenn manche es nicht ertragen, einen nackten Menschen zu sehen, ist das zu respektieren."


Nackheit sorgt für Eklat
Nach Affichierung der 250 Plakate habe man Reaktionen erhalten, die von "gehirnlos" über "erbärmlich" bis "pornografisch" reichten, berichtete der Museumssprecher. Eine Dame habe sogar gedroht, persönlich zum Pinsel zu greifen und die männlichen Genitalien zu übermalen. Überhaupt hätten mehr Frauen als Männer protestiert, mehrheitlich aus den Bezirken Brigittenau, Floridsdorf und Favoriten. Natürlich sei die Reaktion nicht völlig überraschend gewesen, habe man doch auch bewusst eine Diskussion über die neue Ausstellung initiieren wollen, jedoch sei ebenso klar: "Wir wollen nicht nur provozieren." Auch sei es doch verwunderlich, wenn die reine Nacktheit auf derartigen Widerstand stoße: "Es gibt keine sexuellen Anspielungen, es ist keine Erektion zu sehen."

Museum zeigt Verständnis  
"Aber wir haben natürlich Verständnis, für jemanden, den das verletzt", unterstrich der Leopold-Sprecher. Deshalb werden nun Balken den Intimbereich schmücken und vor Schulen einige Plakate gänzlich durch ein Sujet des Leopold-Hauskünstlers Egon Schiele ersetzt - das zwar ebenso einen Nackten zeigt, aber eben keine Fotografie. "Offensichtlich ist die Unmittelbarkeit der Fotografie ein Problem." Dabei stammt die affichierte Arbeit mit dem Titel "Vive la France" vom renommierten französischen Künstlerpaar Pierre & Gilles. Die beiden wollten mit ihrem Werk aus 2006 die multikulturelle Gesellschaft Frankreichs feiern, kommen die drei Nackten doch aus der schwarzen, der arabischen und der weißen Volksgruppe. Gänzlich neu ist das Problem mit dem Plakat allerdings nicht. So musste das Leopold Museum bei seinem Facebook-Auftritt eine retuschierte Variante einsetzen, nachdem das ursprüngliche Original vom Unternehmen mitsamt der Postings gelöscht worden war.

Keiner protesiert gegen "Mr. Big"  
Kein Anstoß errege hingegen "Mr Big", eine überlebensgroße, begehbare Skulptur, die sich ebenfalls im Adamskostüm im Hof des Museumsquartier rekelt. Diese sei bis dato auch noch nicht beschmiert worden, so der Pressesprecher: "Die wird eher als Kinderspielplatz genutzt."

Info
Alle Informationen zur "Nackten Männer"-Schau finden Sie unter www.leopoldmuseum.org.

 

Die Kultur-Highlights des Jahres 2012

Von Thomas Bernhard bis Constantin Brancusi reichen die Pläne, die der neue Leiter der Kunsthalle Wien, Nicolaus Schafhausen am 10. Jänner bekannt gegeben hat. Ein reduziertes, eher divers wirkendes Programm, das mit dem in den Presseunterlagen formulierten "prägnanten Profil" ("Thematische Gruppenausstellungen, Einzelpräsentationen internationaler KünstlerInnen, Retrospektiven bekannter VertreterInnen der Gegenwartskunst sowie Ausstellungen bislang noch weniger bekannter KünstlerInnen") noch nicht viel zu tun hat. In-Künstler findet man im Gegensatz zu früher nicht. Schafhausen: "Es geht selbstverständlich nicht um die Replizierung von Trends, sondern um die Kenntnis der Diskurslage."



 
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